CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)
Aurora Lunare - Aurora Lunare
(57:28, Lizard Records, 2013)
Ein Déjà-vu Erlebnis: neue Italo-Prog-Band, Symphonic Rock, tolle Qualität. Das hat es in der letzten Zeit erstaunlich oft gegeben. Und jetzt wieder! Aurora Lunare heißt die Band! Allerdings muss ich mich leicht korrigieren: "neu" ist nicht richtig, denn Aurora Lunare waren tatsächlich schon in den 70ern und 80ern aktiv, allerdings ist es nie zu einer Album-Veröffentlichung gekommen. Das hat bis zum Jahr 2013 warten müssen. Der Kern der Band ist zusammen geblieben, d.h. Keyboarder / Sänger Mauro Pini, Bassist Luciano Tonetti und Drummer Marco Santinelli. Neu hinzugekommen ist mit Stefano Onorati ein weiterer Tastenmann, der allerdings auch mal zur elektrischen Gitarre greift. Keine Überraschung also, dass die Tasten hier ganz eindeutig den Ton angeben. Allerdings bieten die Kompositionen viel Abwechslung, was unter anderem auch daran liegt, dass diverse Gastmusiker sich hier einbringen dürfen. Das sind z.B. Gianluca Milanese an der Flöte oder Valentina Cantini an der Geige. Zwei weitere etwas prominentere Gäste sind Sänger Alessandro Corvaglia (La Maschera di Cera) und der ehemalige Le Orme-Gitarrist Tolo Martin. Ich darf daran erinnern, dass es tatsächlich mal eine Phase gab, in der bei Le Orme ein Gitarrist zum festen Line-Up zählte. Und dieser Tolo Martin spielt dann auch auf dem Abschlusssong des Albums, dem einzigen Coversong. Und das ist natürlich ein Le Orme Song, allerdings überraschenderweise nicht aus besagter Phase (Tolon war auf "Smogmagica" dabei), sondern mit "All'infuori del tempo / Ritorno al nulla" ein Ausschnitt aus dem Klassiker "Felona e Sorona". Eine gelungene Fassung, doch die hätte es gar nicht gebraucht, um mich zu überzeugen, das hatten sie bereits vorher geschafft. Der Hörer sollte sich darauf einstellen, dass sich in den sinfonischen Wohlklang durchaus immer wieder mal sperrige Passagen einmischen. Das hat Klasse!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2014