CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

Lee Abraham - Distant days
(60:01, Privatpressung, 2014)

Der ehemalige Galahad-Bassist Lee Abraham arbeitete als Muli-Instrumentalist in der Vergangenheit bereits bei den unterschiedlichsten Projekten mit, die nicht unbedingt in die Progschiene einzuordnen sind. Mit seinem aktuellen Solowerk "Distant days" kehrt er nun in den sinfonischen / melodischen Neo Prog Bereich zurück. Dies jedoch garniert mit der nötigen virtuellen "Tritt in den Hintern" Attitüde und flotter Zugänglichkeit. Unterstützt wird er dabei von einigen namhaften Kollegen der englischen Prog Szene, wie z.B. Karl Groom (Threshold), Dec Burke (Frost*, Darwin's Radio), John Young (Lifesigns) und Steve Thorne. Lee Abraham hat ein feines Händchen für kompakte, eingängige Arrangements, die er mit sinfonischen Elementen und moderater Heavyness unterfüttert. Keine Musik der ständigen Ecken und Kanten, sondern zum Großteil harmonischer Wohlfühl Prog der melodischen, bombastischen Sorte, der gleich beim ersten Anhören überaus gut ins Ohr geht, gleichzeitig die klangliche Brücke zwischen den 80ern und modernen Sounds schlägt. Während das 2009er Werk "Black & white" jedoch nicht in seiner Gesamtheit funktionierte, ist "Distant days" wesentlich homogener, in sich schlüssiger ausgefallen, selbst wenn gewisse unterschwellige Mainstream Anleihen nicht von der Hand zu weisen sind. Nichtsdestotrotz strahlt diese Musik angenehme, sympathische Fröhlichkeit, aber auch atmosphärische Tiefe aus, die irgendwie ansteckt und angenehm berührt. Nicht dass hier der falsche Eindruck entsteht: es handelt hier sich keineswegs um 3-4-minütige Radiokost der simplen Art. Doch selbst bei Songlängen von teils zwischen 7-15 Minuten entsteht nie der Eindruck von Überladenheit oder Selbstinszenierung. Der nötige Heavy Prog Punch steuert das Album zwar keineswegs Richtung Prog Metal, doch satte Riffs sorgen für die genau richtige Dosis an Härte - das passt!

Kristian Selm



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