CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Tony Carnevale - La vita che grida
(70:18, Artonica, 1995)

In den ersten Minuten gab ich dieser CD keine große Chancen, da ich mit Klassik wirklich nicht sehr viel am Hut habe, sofern diese in Originalbesetzung gespielt wird. Nun ist dieses Album zwar sehr klassiklastig, enthält aber daneben auch Kompositionen aus ganz anderen musikalischen Gefilden, bei denen illustre Gastmusiker von z.B. Banco auftreten dürfen. "Isabeau" beginnt in Besetzung mit Violine, Cello und Kontrabass. Es entwickelt sich recht dramatisch mit steigendem Rhythmus, um gegen Ende durch Schlagzeug und Keyboards ergänzt zu werden. Als totaler Kontrast folgen danach Stücke, die für ein italienischen Prog Festival 1993 in Rom komponiert wurden. "Fuocco e ferro" bietet komplexen Heavy Rock mit fetziger Gitarre, kernigem Bass und kontrapunktiv eingesetzten Keyboards. Der Titelsong ist pathetischer Italo Prog mit Gesang, modern arrangiert, mit sehr gutem Keyboard- und Gitarrensoli. "Le memoire dalla scogliera" beginnt mit weichen Keyboardteppichen, die in einen rockigeren Teil übergehen. Es folgen viele Breaks, dadurch hohe Abwechslung, um letztendlich in sehr jazzigen Pianoparts zu enden. Danach folgt leider eine Aneinanderreihung von modernen Klassikstücken, mit einer Dauer von ca.36 Minuten, somit also mehr als der Hälfte der Spielzeit. Es erklingen hauptsächlich ruhige Pianosoli, auch darf mal die Violine solistisch glänzen. Am Ende noch "Incompiuta" mit über 9½ Minuten, große klassische Besetzung mit Chor und Percussion, dabei ist große Dramatik angesagt. Eine vielschichtige musikalische Reise von Klassik zu Rock und zurück, wobei die Klassik leider überwiegt. Damit ist zwar für jeden etwas dabei, aber insgesamt ist diese Scheibe bestimmt nicht für jeden geeignet. Besser wäre vielmehr gewesen die Stile zu trennen und diese auf zwei Tonträgern zu veröffentlichen.

Kristian Selm



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