CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Black September - Black September
(45:01, Mellow Records, 1994)
Hält man diese CD in der Hand, muss man als aller erstes ein geschmackloses Cover über sich ergehen lassen. Zwei nackte Tussis und ein Typ räkeln sich zwischen undefinierbarem roten Flausch. Nichts dass ich was gegen nackte Frauen hätte, aber so ein Geschmier, nein danke! Interessant auch die immerhin fünfminütige Differenz der CD Länge zwischen Cover (50:00) und Angabe im Player (45:01). Beim Blick ins Booklet schaut man dann in die Gesichter der vier Musiker und da kommt mir doch gleich einer bekannt vor. Links oben fixiert mich Michael West mit seinem hypnotischen Blick. Dessen Soloalbum "God-Sex-Money" habe ich bei früherer Gelegenheit schon mal besprochen. Von daher war schon mal grob klar, in welche Richtung dieses Album gehen könnte. Als einem dann noch Bill Berends, der Chef der Bombast-Heavy-Progger Mastermind (Vorsicht! Letztes Album taugt nix!) als Mitproduzent über den Weg läuft, bestätigt sich dieses Annahme nur noch. Es wird sich wohl um ein Bombast Prog Album handeln, mit starkem Keyboard-Einsatz, ohne Neo Prog Elemente. Und schau an, tatsächlich kommt es auch so. Gleich beim ersten Lied "Bellicose Agenda", das auch der einzige Longtrack der Scheibe ist (13 Minuten), geht es nach anfänglichen, sphärischen Klängen ganz gut rockig ab. Durch den Einsatz von Jason Harper an der Geige, bekommt das ganze eine recht David Cross-mäßige Stimmung. Der Anfang dieses Songs könnte genauso auf der letzten Cross-Scheibe draufgewesen sein. Im weiteren setzt dann Sänger Jason Harper als Lead Sänger ein und eröffnet leider einen frühen Minuspunkt. Vielen wird sein Gesang gar nichts ausmachen und man wird denken "was hat der eigentlich, klingt doch gar nicht so schlecht". Ich bin da aber meist etwas kritischer und finde ihn nicht schlecht, aber eben auch nicht gerade besonders gut. Im dritten Lied "Forever winter" wird dieses Manko noch deutlicher. Die Songs sind meist mittlere oder schnelle Nummern, bei denen die Keyboards die dominante Rolle spielen. Da keine Gitarre anwesend ist, übernehmen sie auch die Melodieführung in Michael West-typischer Manier. Der Drummer und Bassist liefern eine gute Arbeit ab, wenn auch recht unscheinbar. Die Geige kommt, zur Beruhigung der Geigenhasser, nicht dauernd vor, lang nicht so flächendeckend wie bei David Cross. In zwei Tracks kommen auch Balladen zum Einsatz, die aber die Schwachstelle von Black September darstellen. Die Stärke sind eindeutig die bombastischen Stück, wo es auch oft gut abgeht. Im Instrumental "Floodgates" darf sich dann Michael West so richtig austoben. Hektische Keyboards und schnelle Tastenläufe prägen das Lied, das original von seiner Soloplatte entsprungen sein könnte. Alle Freunde von voluminösen keyboardbetontem Bombast Prog, die auch mal schnelle Töne vertragen können, sollten hier auf jeden Fall mal reinhören. Die Kompositionen sind nicht immer aller erste Sahne, aber besser als der Durchschnitt. Für Michael West Fans ist das Gerät natürlich Pflicht.
El Supremo
© Progressive Newsletter 1996