CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Rick Wakeman -The seven wonders of the world
(57:13, President Records, 1995)

"Der schon wieder", kam es mir unwillkürlich in den Sinn, als ich diese neue CD des wohl bekanntesten Einwohners der Isle Of Man (auf jeden Fall in Prog-Kreisen) in den Händen hielt. Tja, so kann sich im Laufe der Jahre die Meinung über das Soloschaffen des einst heißgeliebten Keyboard Wizards ändern. Fand ich früher schon die meisten Solosachen so la la, war ich wenigstens noch von den ersten Scheiben überzeugt. Mit der Zeit hat sich das Verhältnis aber deutlich abgekühlt und heute ist unsere Beziehung wohl endgültig in eine Sackgasse geraten. Außer der nach wie vor genialen "Six wives", finde ich keine Studioveröffentlichung danach mehr richtig gut. So gesellt sich zu diesem leider großen Kreis, auch diese CD hinzu, denn auch sie konnte mal wieder nicht überzeugen. Ricky Boy wurstelt da auf seiner Insel fast jedes Jahr mehrere Alben zusammen, aber es gilt auch bei ihm, wie für den Rest der veröffentlichungswütigen Prog-Szene: mehr Qualität als Quantität bitte oder anders ausgedrückt, weniger wäre auch hier mehr. Die Scheibe hat als Thema die sieben Weltwunder und handelt diese der Reihe nach ab. Warum es dann jeder mathematische Logik zuwider trotzdem zu 14 Tracks kommt, liegt daran, dass jedem Song ein kurzer (ca. 30-45 Sekunden) Erzählteil vorangestellt wird, in dem der Schauspieler Garfiled Morgan (muss man den kennen?) das jeweilige Wunder erklärt. Das nervt schon mal, da es genau wie bei der "Journey to the centre of the earth" wie ein von Opa vorgelesenes Märchen klingt und die Musik, um die's ja eigentlich geht, etwas zerfleddert. Die Musik klingt genau wie alle Wakeman CDs der letzten Zeit. Die gleichen Keyboardsounds und die gleichen schwachen Kompositionen. Alles wird von den Tasteninstrumenten gespielt, es gibt weder Gitarre, noch Sänger und die Drums kommen auch aus der Konserve. Er hat sich nicht mal einem seiner oft anzutreffenden Gastmusiker wie z.B. Tony Fernandez geholt. Dementsprechend hört sich das Ganze dann auch an, ein Lied klingt wie das andere. Meister Wakeman behauptet auf dem Cover zwar, dass in jedem einzelnen Song die Atmosphäre und spezielle Stimmung eines Wunders dargeboten werden, aber da ist er wohl selbst der einzige, der das abkauft. Für mich ist klar, dass alles gleich klingt. Zudem spielt er auch so ziemlich alles im gleichen Tempo d.h. langsam oder Mid Tempo, was nicht gerade zur Abwechslung beiträgt. Da fehlen einfach die zündenden Ideen, die frischen Einfälle. Rein handwerklich hat es ja nach wie vor drauf, d.h. ein Träller da und ein Tastenlauf hier, aber das allein macht nun mal kein gutes Album. Ich habe so das Gefühl, dass ihn seine Fließbandarbeit bei den Prog-Liebhabern langsam eher in Misskredit bringt, als ihm seine Anhängerschaft zu sichern. Viel mehr fällt mir dazu nicht mehr ein, da es an sich auch nicht mehr zu beschreiben gibt. Positiv zu erwähnen wäre noch die Aufmachung der CD, die ganz gut gelungen ist, obwohl nicht sehr aufwendig. Alles in allem war die schon eine recht subjektiv gefärbte Kritik, aber mit dieser Art von Musik kann ich mittlerweile echt nicht mehr anfangen. Die treuen Wakeman Fans kaufen die Scheibe trotzdem, weil es ihnen genau das gibt, was sie suchen und das ist auch o.k. Für mich und die meisten anderen gilt wohl aber, dass das Album beim Händler liegen bleibt und das Geld in lohnenderer Dinge investiert wird, z.B. ins Benzingeld für die Fahrt zur nächsten Prog Komm nach Aschaffenburg.

El Supremo



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