CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Styx - Pieces of eight
(42:19, A&M, 1978)

Wie angekündigt, wollen wir auch ab und zu mal Alben vorstellen, die im Prog Blätterwald bisher leider etwas zu kurz gekommen sind. Obwohl diese Scheibe als CD Reissue schon ein paar Jahre draußen ist, wollen wir sie aber eben aus diesem angesprochenen Grunde jetzt ins Licht der Öffentlichkeit zerren. Da Styx als Band mit früherer Prog Phase erstaunlicherweise auch recht unbekannt ist (außer den allgemein bekannten Hits "Boat on the river" oder "Babe"), ist das ist eine ganz gute Gelegenheit hier Band und Platte vorzustellen. Als aller erstes muss erwähnt werden, dass Styx eine amerikanische Gruppe ist und daher bestimmte typische Charaktermerkmale solcher Combos auch auf diese zutreffen. Das heißt, es geht rockiger zu als in europäischen Produktionen, straighter, aber dafür auch fetziger. Als Anhaltspunkt nenne ich jetzt einfach mal Kansas und die frühen Rush. Ob man Styx oder besser gesagt diese Scheibe, als typischen 100% Prog bezeichnen kann, ist Ansichtssache. Von Styx gibt es noch Alben vorher und viele danach, die ich nicht so bezeichnen würde, vor allem die letzten paar Werke waren nur noch reiner Rock ohne viel Prog. Die "Pieces of eight" ist aber meiner Meinung nach eine der progressivsten CDs von Styx. Das erste Lied "Great white hope", wegen dem sich die Band einige Anfeindungen wegen rassistischer Texte einhandelte, geht gleich gut ab. Mehr Rock als Prog (der v.a. im Mittelteil) ist dies Lied, das mehr auf der straighten Seite zu verbuchen wäre. Danach kommen aber vier typische Prog-Songs, mit meist 4-5 Minuten Länge. Hier trifft man super Melodien, gute Keyboards und schöne Refrains, die einfach zum Mitsingen anregen. Nicht düster und bedeutungsschwanger, sondern positiv und flott, eben typisch amerikanisch. Die Titel "I'm O.K." und "Sing for the day" sagen schon alles. Danach als Intro für das nachfolgende "Lords of the ring" eine kleine bombastische technische Keyboardspielerei von Dennis DeYoung an den Tasten. Während "Blue collar man" mit seinen gesellschaftskritischen Texten und "Queen of spades" mit dem balladesken Akustikgitarrenanfang (und -ende) wieder rüber zum "straighten" tendieren und massig Power versprühen, schimmert bei "Renegade" schon wieder leicht der Prog durch, in Form von Hammond und Rhythmik. Das letzte "richtig" Lied "Pieces of eight" weist trotz seiner für Prog nur mageren 4:45 eine schöne abwechslungsreiche Struktur mit sparsamen Intro mit Piano, knackigem Refrain mit Gitarren und Mittel Prog Teil auf. Bombast garantiert! Das Album klingt mit den ruhigen und langsamen Instrumentalstück "Aku-Aku" aus, bestehend nur aus einer einfachen und dauernd wiederholten Piano-Tonfolge und etwas leiser Gitarrenbegleitung. Ideal für romantische Augenblicke zu zweit. Die Blende lässt eine rassige und energiegeladene Scheibe entschwinden, die ähnlich wie bei It Bites eine Mischung aus Rock und Prog darstellt, wobei bei Styx die Rockelemente stärker rauskommen, als bei It Bites.

El Supremo



© Progressive Newsletter 1996