CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Starglow Energy - Time machine
(52:46, Tyrolis, 1995)

Überraschenderweise erhielt El Supremo Ende letzten Jahres eine Promo CD dieser Schweizer Band, noch in Bezug auf die ehemaligen IG Prog Aktivitäten im Konzerteveranstalten. Da wir ja bekanntermaßen aus dem Konzertgeschäft ausgestiegen sind, sich aber diese CD schon in unseren Händen befand, entschieden wir uns fairerweise dazu, wenigstens eine Kritik zu schreiben. Ehrlicherweise muss ich gleich zu Anfang gestehen, dass diese Musik nicht vollständig im Prog verwurzelt ist, es sich eigentlich mehr um 70er Jahre Hard Rock handelt, der aber zumindest progressive Ansätze enthält. Starglow Energy spielen in der Besetzung Gögs Andrighetto (Gesang, Gitarre), Luky Bosshardt (Orgel, Moog), Michi Stefania (Schlagzeug) und Vivo Stefania (Bass). Dass die Gruppe auf eine langjährige, reichhaltige Liveerfahrung zurückblicken kann, merkt man dem gut abgestimmten Zusammenspiel an. Typisches 70er Jahre Feeling wird vor allem durch das Klangbild mit Hammondsound und dröhnenden Gitarrensoli erzeugt. Genauso fühlt man sich durch die etwas antiquierten Arrangements um 20 Jahre zurückversetzt. Ähnlichkeiten zu den damaligen Größen Uriah Heep, Deep Purple oder Jimi Hendrix klingen durch. So versucht man sich auch an einer Adaption des Beatles Klassikers "Eleanor Rigby", ohne Gesang und nicht so minimalistisch arrangiert wie das Original, prägend sind vielmehr fette Hammondsounds. Zwar nicht schlecht, aber mein Favorit bleibt weiterhin die Version von Esperanto. Dann aber beim 11-minütigen Longtrack "Changing colours" ein plötzlicher Stilwechsel. Breaks, komplexere Strukturen, die zwar noch immer altertümlich klingen, nun aber doch deutlich in progressivere Gefilde abgleiten. Dieser endet nach 2 Minuten, um in einen Blues überzugehen. Im Mittelteil dann ein sehr schönes Moog Solo, stilistisch grob in Richtung Pink Floyd. Der darauf folgende instrumentale Titelsong des Albums beinhaltet auch komplexere Grundstrukturen und greift kurz das Thema von Chicagos "I'm a man" auf. Dominierend ebenfalls Hammond und Gitarre, die sich in den solistischen Darbietungen abwechseln. Zum Ende des Albums erklingt noch eine ruhige akustische Ballade, um somit die Reise in der Zeitmaschine zu beenden. Kein vollkommen echtes Prog Album, aber ein schöner Rückblick in längst vergangene Zeiten oder um eine noch vielsagendere Aussage zu machen: gute, ehrliche, handgemachte Rockmusik.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996