CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Socrates - Phos
(36:17, PolyGram, 1976)
Manchmal tauchen doch noch Kleinodien aus den 70ern als CD auf. Als Re-Release zwar bei PolyGram erschienen, ist dieses Werk aber nur als Import aus Griechenland erhältlich. Schon die Namen der Musiker klingen wie Musik: Antonis Tourkogiogis (Gesang, Gitarre, Bass), John Spathas (Gitarre), George Tradalidis (Schlagzeug) und niemand geringeres als Vangelis Papathanassiou (Keyboards), der eigentlich mit richtigem Vornamen Evangelos heißt. Gerade beim letzteren ist man immer wieder erstaunt, was er früher neben Aphrodite's Child und seinen Solowerken für progressive Musik spielte, bevor er auf die populäre Schiene abfuhr, wie das in letzter Zeit bei Boxkämpfen Henry Maskes allseits beliebte "1492 - Conquest of paradise". Aber zurück zu Socrates. In London aufgenommen, hat dieses Album den antiquierten Sound der damaligen Zeit. Dazu gesellt sich der eigenartige Klang griechischer Folk Musik, wobei dieses manchmal schon fast orientalisch klingt. Somit also altbackener Prog Rock aus vergangenen Zeiten mit tollem Exotic Touch. Verzerrte Gitarre, der deutlich hörbare Akzent im englischen Gesang und dieser wunderbar vor sich hinschaukelnde Rhythmus üben eine eigenartige Faszination aus. Vangelis hält sich gruppendienlich im Hintergrund und präsentiert hier noch seinen sinfonisch-elektronischen Synthesizerkitsch der späteren Jahre. Vielmehr wechseln sich die solistischen Darbietungen von Gitarre und Keyboards ab. Beim dritten Song, dem Instrumental "Every dream comes to an end", dieses mal ohne folkloristischen Einschlag, wunderschön, melodischer 70er Prog Rock mit einem Gitarrensolo, welches das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ansonsten bewegt man sich auf der oben beschriebenen Schiene, bleibt zwar vom Niveau ungefähr gleich, mir gefallen jedoch die ersten Lieder deutlich besser. Herauszuheben sind noch "Killer", wo etwas härterer Rock eingestreut wird, man jedoch progressiv bleibt. "A day in heaven" ist wie" der Titel schon fast andeutet, eine getragene Ballade, wobei die Keyboards im Hintergrund zuckersüß vor sich hinquieken, zum Glück aber von einem weiteren tollen Gitarrensolo abgelöst werden. Zum Abschluss noch "Mountains", welches in einem langem intensiven Gitarrengezirpe endet. Ein beachtenswertes Album aus den späten 70ern, welches durch seine exotische Klangwelt beeindruckt, aber wahrscheinlich trotzdem hauptsächlich Liebhabern der Musik aus dieser Zeit gefallen wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996