CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

The Perotic Theatre - Prometheused
(34:04, Privatpressung, 1995)

Endlich mal wieder was auf Deutschland und dann noch aus der näheren Umgebung. Bei Perotic Theatre handelt es sich um eine vierköpfige Gruppe aus dem Großraum Stuttgart, deren Live Performance beim 2.Stuttgarter Prog Event im Januar 1995 den damals Anwesenden bestimmt noch in reichhaltiger Erinnerung geblieben sein dürfte. Auf ihrer ersten Veröffentlichung betreten sie aber nun ganz andere musikalische Pfade. Die Lieder sind sehr minimalistisch arrangiert, hauptsächlich bestimmt von Klavier und Gesang. Ganz selten werden noch einige Hammondakkorde eingestreut, auch kommt hier und da eine akustische Gitarre zum Einsatz. Aber wie heißt es so schön in ihrer eigenen Stilbeschreibung "Dieses Licht-Farben-Musik-Dichtungs-Theater ist nicht für massenhaftes Ausflippen". Die Aufmachung der CD entspricht dem Inhalt, sehr sparsam, eher unauffällig, ist alles in schwarz-weiß gehalten. Der Titeltrack "Prometheused" gleich zu Beginn, sehr interessant, da hier die Gesang über Telefon aufgenommen wurde und nachträglich noch musikalisch untermalt wurde. Das nachfolgende "Picturesque thoughts on a different kind of leavin'" wird teilweise durch atonal Pianopassagen bestimmt, denen der Sprechgesang von Alex Wiemer den Rest gibt. Beim "Child-song" bläst Keyboarder Niklas David auch mal die Flöte, Mathias Both ist diesmal stimmlich dran, dessen ausdrucksstarke Stimme die richtig Atmosphäre erzeugt. Folk Feeling beim nur von Gitarre und sparsamen Klaviereinsatz untermalten "Pavane". Der über 13 Minuten lange Longsong "Auguries of innocence" führt mit mehrstimmigen Gesang und wesentlich mehr Emotionen in der Gesangsdarbietung den eingeschlagenen Weg fort. Beim abschließenden "Minor" darf dann endlich auf den letzten 40 Sekunden auch mal Schlagzeuger Rudi Leichtle ran. Wer Perotic Theatre noch nicht kennt und wem sehr sparsame poetische Arrangement gefallen, der ist hier genau richtig. Wer jedoch die Gruppe schon live erlebt hat und deren intensive Performances aus Hammond- und Schlagzeugattacken im Stil von The Nice kennt und diese auch auf CD erwartet hat, der wird enttäuscht sein.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996