CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Osiris - Myths & legends
(44:52, Musea, 1984)
Musea macht's möglich! Die Franzosen veröffentlichen noch so obskure Scheiben aus Ländern, von denen man nicht mal wusste, dass dort überhaupt Prog Rock gehört wird. Bei Osiris handelt es sich um eine Gruppe aus dem Bahrein, bei "Myths & legends" um ihr zweites Album. Wie bei Musea üblich, wieder eine ausführliche Beschreibung der Bandgeschichte, wo man erfährt dass Osiris zeitweise die populärste Band in diesem kleinen Land waren. Daneben enthält die CD auch einen Bonustrack, neu abgemischt im Jahr 1994, etwas härter und komplexer als der Rest. Stilistisch wandert man auf soliden Melodic Rock Pfaden mit progressiven Einflüssen, wobei die eigenen Vergleiche zu Yes, Camel und Steve Hackett doch etwas zu hoch gegriffen sind. Klanglich für manche Ohren etwas altbacken, bilden zeitgemäße Keyboardstrukturen, ein eher unauffälliger Bass und gute Schlagzeugarbeit das Grundgerüst. Darüber prägt Mohamed Al-Sadeqi mit melodischen Gitarrensoli, sowie einfach Melodiebögen von Keyboarder Abdul Razak-Aryan die Klangstrukturen. Der Gesang ist in englisch, einigermaßen akzentfrei und weder überragend, noch unsagbar schlecht. Vertrackte Strukturen oder Breaks, an denen sich das Ohr stoßen könnte, werden nicht geboten, es bleibt die ganze Zeit sehr melodisch und eingängig. Daher auch keine Zuordnung zum Neo Prog, sondern eher in den Bereich des sinfonischen Melodic Rocks. Als musikalischer Vergleich fiel mir zu Beginn North Star ein, wobei die Amis wesentlich komplexer sind, auch Anyone's Daughter, die mir daneben in den Sinn kamen, sind wesentlich anspruchsvoller, eher ist Osiris vergleichbar mit den italienischen Bands, die mehr Betonung auf Melodie und Eingängigkeit legen. Zwar muss es für mich nicht immer unbedingt abgehen und auch schöne Melodien können ihren Reiz haben, doch klingt mir Osiris zu verstaubt und nicht mitreißend genug. Ohne Frage jedoch ein Album, dass die Künste einiger Bands, die heute versuchen melodisch anspruchsvoll zu klingen, sehr gut Paroli bieten kann.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996