CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Mynd Music - Imagine this
(67:22, Lone Starfighter Records, 1994)

Auf der Rückseite der CD raucht ein Halbmond einen Joint. Dies zeigt 100%ig die Einstellung, die man diesem Teil totaler Kiffermusik entgegenbringen muss. Wer diese Scheibe ohne Dröhnung unbeschadet übersteht, der ist entweder ständig auf Drogen oder reif für die Klapsmühle. Ich versuche dennoch einen klaren Kopf zu behalten, um eine einigermaßen objektive Kritik zu schreiben. Die vier Texaner waren entweder zu lange in der Sonne und sie pflanzen sich ihren Stoff selber an und pfeifen ihn sich täglich rein. Aber halt, ich wollte ja objektiv bleiben. Der musikalische Inhalt dieser Scheibe besteht aus einer Aneinanderreihung von teils wirren, teils orientalisch angehauchten Gitarrenklängen. Das alles wirkt wie ein blubbernder Sumpf über den Insekten fliegen. Ein besserer Vergleich kommt mir leider nicht, den das andauernde Gitarrengezirpe erinnert doch stark an Moskitos und sonstiges Ungetier. Wer aber die ersten 25(!) Minuten dieses infernalisch-nervigen Geklimpere übersteht, wird auf einmal mit einem sehr schönen Akustikgitarrensolo überrascht. Endlich normale Musik! Aber dies hält leider nicht lange an, denn schon beim nächsten Stück (passender Titel "Oasis") fühlt man sich tief in der Sahara. Die Gitarre klingt extrem afrikanisch-orientalisch und im Hintergrund quäkt eine undefinierbare Stimme im Stile eines Muezzins. Schwierig, diese eigenartige Mischung zu beschreiben. Was zumindest auffällt ist, dass die Musik nur aus meist verfremdeten Gitarren, durchsetzt mit Akustikgitarre, komischen Stimmen und Soundeffekten besteht. Kein Keyboard, kein Schlagzeug, kein richtiger Gesang, nur schreiende Saiten. Nach 48 das nächste Highlight, ein Keyboardsolo, jedoch geht es bald im Gewabbere wieder unter. Das war's dann wohl! Ein Gesamturteil ist schwierig, denn eigenartig ist dieser psychedelische Trip auf alle Fälle, somit ein kleiner Pluspunkt. Insgesamt jedoch ein Dröhnspektakel nur für besondere Gemüter, die oben beschriebene Voraussetzungen mitbringen. Very strange, indeed!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996