CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Annalist - Artemis
(48:41, Ars Mundi, 1995)

Annalist zeigen auf ihrer zweiten CD eine musikalische Weiterentwicklung, die zwar äußerst positiv ist, doch gibt es immer noch Kritikpunkte, die zu einer Abwertung des Dargebotenen führen. Der Neo Prog der vier Polen ist sauber produziert, sehr ordentlich gespielt, doch es krankt, wie schon beim Vorgänger, am Gesang. Robert Srzednicki versucht sich mehr schlecht als recht in englisch, hauptsächlich bleibt er beim polnischen, was im Prinzip okay wäre, denn lieber in Landessprache als holpriges englisch. Doch ist sein Stil einfach zu gleichbleibend und emotionslos. Schade, denn die Musik ist größtenteils brauchbar. Verwurzelt, wie bereits oben erwähnt, im Neo Prog, sind die Lieder sehr sinfonisch, mit Hang zum Bombastischen angelegt. Die Übergänge der verschiedenen Passagen sind fließend, nur stellenweise klingt es noch etwas holprig. Rhythmisch bleibt es rockig-straight, guter Durchschnitt, ohne dass ein Lied besonders heraussticht. Solistisch herausragende Höhepunkte fehlen leider völlig, es wird besonderen Wert auf eine geschlossene, sehr dichte und stimmungsvolle Komposition gelegt. So überzeugt mehr der emotionale Stellenwert als instrumentale Kunststücke. Wird dann mal in Saiten und Tasten solistisch gegriffen, so bleibt man songdienlich bodenständig. Damit fehlen echte Überraschungen, da die zündenden Ideen fehlen. Teilweise klingt man wie Marillion auf den Weg in poppige Gefilde, "The watchtower" passt prima zu Belanglosem, wie Marillions "No one can". Jedoch gibt es trotz allem auch recht gutes Material, wie das abwechslungsreiche "Eclipse", wo Temposteigerung und Keyboardteppich für Bombast sorgen und "Juniper", was eher düster vor sich hinwabert. Wem guter Gesang nicht so wichtig ist, die polnische Sprache nicht stört, dem bieten Annalist eine durchschnittliche bis gute Eigeninterpretation des Neo Progs, ohne jedoch die Klasse von Collage oder Albion zu erreichen.

Kristian Selm



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