CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Kolinda - 6
(52:07, Pan Records, 1988)

Die Charakterisierung im Booklet könnte nicht zutreffender sein. Die Musik von Kolinda ist von verschiedenen Kulturen und Stilen geprägt, kombiniert mit instrumentaler Improvisation. Das ungarische Quintett versucht die Brücke zu schlagen zwischen der traditionellen osteuropäischen Musik der Musik von heute, z.B. moderner Klassik und Jazz. Als Texte wurde teilweise zeitgenössische ungarische Lyrik verwendet. Damit ist eigentlich schon sehr viel über den klanglichen Hintergrund gesagt, als Instrumente werden nur akustische eingesetzt, als da wären: Violinen, Flöten, Oboe, Bass, Gitarre, Cello und Gadulka, was auch immer das sein mag. Der traditionelle Ursprung sorgt für Folkcharakter, wobei es doch etwas fremdartig, manchmal schon fast orientalisch klingt. In diese Kerbe schlägt auch der manchmal verwendete ungarische Gesang, der für westeuropäische Ohren wenig verständlich, aber dennoch harmonisch die Musik ergänzt. Klassische Einflüsse werden durch die verschiedenen Streicher eingestreut, jedoch wechseln sie dann genauso gekonnt wieder zum Jazz. Hervorragend gespielt, gut und abwechslungsreich arrangiert, jedoch auf Dauer mir persönlich zu minimalistisch. Wer eben mehr auf elektronische Instrumente steh, der wartet hier vergeblich. Als Qualitätsmerkmal noch eine Info aus der Bandgeschichte. Kopf und Hauptarrangeur Péter Dabasi gewann Anfang der 80er Jahre mit seiner damaligen Band Unikum auf dem Montreux Jazzfestival einen Preis, was für damalige Verhältnisse noch eine Auszeichnung bedeutete. Im Gegensatz zu heute, wo der Stellenwert dieses Festival durch Stilverwässerung doch schon arg gelitten hat. Somit ist das sechste Album von Kolinda eher im Randbereich der Stile anzusiedeln. Deswegen vor allem für Liebhaber der am Anfang erwähnten Stile eine Empfehlung.

Kristian Selm



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