CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Jacula - Anno Demoni
(33:49, Mellow Records, 1974-78)
Hier kommt der musikalische Horrortrip, der perfekte Soundtrack für jeden Gruselfilm. Bela Lugosi (Dracula) oder Boris Karloff (Frankenstein) hätten ihre helle Freude an diesen Klängen gehabt. Minimalistisch arrangiert, sorgen Kirchenorgel, synthetisches Spinett, Keyboardteppiche und unverständlich vor sich hinflüsternder italienischer Sprechgesang für Gänsehaut. Schließt man die Augen, sieht man dicke Nebelschwaden, die über ein düsteres Schloss hinwegjagen und Graf Jacula lädt zu sich ein. Wer keine Angst hat und sich mit "Anno Demoni" näher beschäftigt, bekommt sehr ruhige, klassisch-sakral-gruftige Orgel- und Keyboardklänge, deren Melodieführung auf wenigen Akkorden aufgebaut ist. Im Hintergrund trommelt in der Weite, völlig verloren, etwas Schlagzeug und Percussion vor sich hin, ein unauffälliger Bass beschließt letztendlich das Hintergrundgerüst. Schaurige Melodien, Synthesizer, die wie kreischende Fledermäuse klingen und der wirklich üble Sprechgesang sind nur für hartgesottene Gemüter zu ertragen. Bei "Jacula the witch" plötzlich ein Sinneswandel, sehr klarer, fröhlich und natürlicher Frauengesang, untermalt von orchestralen Teppichen, ist der krasse Gegensatz u den ersten beiden Titeln. Doch schon beim nachfolgenden "Ego sum qui sum" erfolgt die Rückkehr zum bisher gehörten. Erstaunlich, was für tiefe Orgelakkorde es doch gibt! "Soul Satan" lässt abschließend Satan in der Italo Disco umhertanzen, ein vor sich hindümpelnder Bass und dünne Gitarrenakkorde geben hier alles. Dazu grölt der aus der Unterwelt Auferstandene. Doch wer ist eigentlich die Zielgruppe für dieses experimentelle Stück Musik aus der Halbwelt? Leider weiß ich wirklich nicht, wem ich nun Jacula empfehlen soll. Es sollte jeder für sich selbst entscheiden, ob er mit diesem teuflischen Teil etwas anfangen kann.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996