CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Iron Clowns - Colour of danger
(73:06, Backs Records, 1993)

Hat Joan Armatrading die Gitarre an die Wand gehängt und die musikalische Richtung gewechselt? Dies ist der erste Eindruck, nachdem die CD von Iron Clowns im Player rotiert. Die Stimme von Laura Kramer weist eine frappierende Ähnlichkeit auf, schmeichelt sie doch in einer sehr angenehmen Tonlage den Gehörgängen. Die Musik der Engländer bietet zu Beginn ein hauptsächlich recht gleichbleibendes, ruhiges Klanggemälde aus Zeit und Raum, welches es in sich hat. Im weiteren Verlauf wird sich aber auch tempomäßig gesteigert. Die ersten vier Stücke bieten eine anspruchsvolle, atmosphärische, jedoch sehr leicht zugängliche Space Rock - Popmischung. Pop? Einige werden jetzt aufschreien, aber halt dies ist kein gewöhnlicher Pop, wie er pausenlos im Radio dudelt. Pop vielmehr wegen der Eingängigkeit der Songs, jedoch nicht nach dem Schema Strophe - Chorus - Strophe. Vielleicht klingt der Begriff Weltmusik zutreffender, was auch immer sich dahinter verbergen mag. Nun aber genug für Verwirrung gesorgt, die Musik ist sehr stimmungsvoll und der Gesang absolut Klasse. Es folgt ein instrumentales 15-minütiges Opus, sehr spacig, groovender Rhythmus, zu Beginn wirklich toll, doch leider gehen den Herren Musikern nach ca. 6 Minuten die Ideen aus und es erklingt ein Soundbrei aus Klangcollagen und schon ziemlich jazzmäßiger Improvisation. Man fängt sich zwar wieder einigermaßen, aber wenn das Lied 10 Minuten kürzer gewesen wäre, hätte es auch gereicht. Das kurze "Under gas" ist eine nahtlose Weiterführung dieser Ideenlosigkeit. Doch beim siebten Lied endlich wieder Frau Kramers Stimme, die einen so lange gefehlt hat. "The kiss" swingt recht nett, guter Rhythmus und schöne Gitarrenarbeit, wie auch das folgende "Talk the world to life". Damit bieten diese Songs rhythmisch und tempomäßig mehr, ich tendiere doch zu den sehr ruhigen Stücken vom Anfang. Unglücklicherweise folgen dann schon wieder ca. 6 Minuten inhaltlich leere Gewabbere. Prima als Soundtrack, aber zum Anhören nur bedingt geeignet. Nachfolgend typische Ozric Tentacles Musik, rhythmusbetonter vorwärtstreibender Gitarren Space Rock. Noch eine Mid-Tempo Gesangsnummer, zum Abschluss dann 8 Minuten indisch angehauchter Weltraumsound mit guten Soli und dem treffenden Titel "Like a drug". Leider bewahrheitet sich hier wieder mal die alte Weisheit, dass weniger auch manchmal mehr sein kann. In diesem Falle hätte man ein 50-minütiges, sehr gute Album gehabt, so bleibt ein fader Beigeschmack, aber zum Glück gibt es ja die Skip-Taste, um die wahren Perlen nahtlos anhören zu können.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996