CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Indiscipline - A non-obvious ride
(51:38, Orange Record, 1994)
Violinengezwitscher wird durch Heavy Gitarre abgelöst, dazu funkig der Bass bearbeitet, willkommen bei Indiscipline. Die vier Kanadier lassen sich nicht leicht in eine der bekannten Schubladen stecken. Im zeitgenössischen Musikjargon nennt man so etwas Crossover. Versatzstücke von Hard Rock, werden hier mit etwas schrägen King Crimson Kompositionen gemischt, vereinzelt etwas Saxophon und Klavier dazugemixt und fertig ist das Musikallerlei. Obwohl bei dieser CD fast alles französisch ist (man kommt aus Québec und die Beschreibungen im Booklet sind in Muttersprache), ist dies ein Album mit mehr amerikanisch-britischen Einschlag. Gesungen wird in englisch und musikalische Vorbilder sind mehr in anglosprachigen Heavy und Progressive Bereich angesiedelt. Die einzelnen Lieder sind zwar in sich nicht komplex, aber auch nicht eingängig, da die Akkorde und Melodiestrukturen nicht gerade zum Mittanzen einladen. Es werden kleinere Überraschungen durch zeitweilige Breaks, interessante Instrumentierung ("D-Wise's world" oder "Black and tans" bieten harte Gitarrenarbeit mit Saxophon vermischt) und nicht erschlagende Komplexität geboten. Jedes Lied geht vom Aufbau und Tempo in eine andere Richtung, wobei die Grundtendenz solider, leicht progressiver, scher gitarrenlastiger Hard Rock bleibt. Der Schwachpunkt ist der Gesang, der nicht sehr ausdruckstark, in fast gleicher Tonlage, keine außergewöhnlichen Merkmale setzen kann. Hört man sich jedoch das komplette Album an, so wird der positive Eindruck vom Anfang etwas abgeschwächt, da insgesamt zu wenig Außergewöhnliches und somit eher solides Mittelmaß geboten wird. Zudem habe ich persönlich Schwierigkeiten mit den Harmonien, die einfach nicht in meinen Gehörgängen haften bleiben wollen, aber das ist Geschmackssache. Kleine Höhepunkte wie das funkig-rockige "The ripper" mit einer abgedrehten Violine versöhnen da etwas. Eines der besseren Alben aus Kanada, eher schwermetall-lastig, nicht für Freunde der ruhigen Töne geeignet. Kein Überhammer, vielleicht bin ich einfach zu anspruchsvoll oder sollte ich vielleicht kein Dream Theater mehr hören?
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996