CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Gordon Giltrap - Live at the BBC
(52:27, Windsong, 1995)
Erschienen im Jahr 1995, sind jedoch die Aufnahmen dieser CD ausschließlich aus den 70er Jahren. Fünf Mitschnitte der BBC von '71, '73, '76, '77 und '79 wurden hier vereint. Bisher war mir dieser Meistergitarrist unbekannt gewesen, doch was hier auf der 6- und 12-saitigen Akustik- und E-Gitarre geboten wird, verdient außerordentliche Beachtung. Sehr gefühlvolle, schöne Melodien lassen die Gitarrenarbeit zu einem Hörgenuss werden. Ich möchte nun die einzelnen Mitschnitte zerpflücken, da sie sich inhaltlich doch etwas unterscheiden. Zu Beginn stehen vier Stücke aus dem Jahr 1976, wo Gordon Giltrap von einer Band mit Gitarre, Bass, Keyboards und Schlagzeug begleitet wird. Ein zeitgenössischer Sound ohne Saitenkunststücke, sondern mit Songdienlichkeit der Instrumente. Die Keyboards begleiten nur, im Vordergrund stehen abwechselnd die beiden Gitarren. Besonders die volle Klangbreite einer 12-saitigen Gitarre begeistert, es erklingt sinfonisch-instrumentaler Gitarrenrock mit leichtem Folkeinschlag. Höhepunkt hierbei mit über 10 Minuten das Medley "Lucifers cage / Revelation" mit bombastischem Ende. Die zwei Aufnahmen von 1971 entspringen der Singer / Songwriter Tradition. Spärliche Instrumentierung, nur Gesang von der sehr virtuos gespielten Gitarre begleitet. Dann zwei Titel von 1973. Zuerst "When I see my son", zurückhaltend akustisch. "The passing of a queen" ist dann ein Zeitsprung ins Mittelalter. Flöte, Violine und ein mit unbekanntes quäkendes Instrument namens Lute begleiten den Minnegesang. Nachfolgend soll aus dem Jahre 1977 Gordon ganz alleine instrumental werkeln, doch spielt hier eine komplette Band. Studiozauberei oder Druckfehler? Zwar wird hier nicht die Klasse der Aufnahmen vom Anfang erreicht, doch insgesamt gute Abwechslung durch Keyboard und Akustikgitarre. Zum Ende noch der Mitschnitt von 1979 mit einem gewissen Ian Mosley am Schlagzeug. "Fear of the dark" bietet etwas schwachbrüstigen Melodic Rock, der ausnahmsweise etwas mehr von den Keyboards dominiert wird. Für die Aufnahmen von '76 einen dicken Pluspunkt, dagegen fallen die anderen Zeitzeugnisse leider ab. Trotzdem insgesamt ein brauchbares, halbakustisches Album mit toller Gitarrenarbeit und deutlich melodischem Einschlag.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996