CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Covenant - Nature's divine reflection
(42:20, Syn-Phonic, 1992)
Und hier mal wieder was von Syn-Phonic, sprich Greg Walker, einer mittlerweile v.a. durch das Progfest in L.A. recht bekannte Prog Persönlichkeit. Das Teil ist dieses Mal nicht ein Reissue aus der grauen Vorzeit, sondern eine neue Produktion, wenn auch nicht so aktuell wie Spock's Beard. Hinter Covenant verbirgt sich nur eine Person, Dave Gryder, der dieses Solowerk fast allein eingespielt und komponiert hat. Er zeichnet sich für die Tasteninstrumente und Drums verantwortlich. Das wären dann auch eigentlich schon alle Instrumente, denn Bass und Gitarre erscheinen nur auf einem Lied, von einem Gastmusiker gespielt. Damit wäre wohl klar, in welche Schublade man diese CD reinstecken kann: Keyboardalbum. Diese Etikettierung trifft in diesem Fall auch wirklich genau ins Schwarze. Mr.Gryder ist wirklich ein Könner auf seinen schwarzen und weißen Tasten. Da geht's die Tonleiter rauf und runter und recht flott reihen sich immer wieder neue Passagen aneinander. Vom Stil her ist es ein eher modernes Keyboardalbum und steht weniger in der Tradition der 70er-Keyboard-Gurus wie Wakeman, Emerson oder Moraz. Dies wird schon beim Tempo klar, dass vorgelegt wird. Die Songs werden munter vorangetrieben, oft kann man auch schon mal das Adjektiv "hektisch" verwenden. Die Musik ist im kleinen sehr differenziert, d.h. die einzelnen Teile wechseln sich schnell ab und so reiht sich Passage an Passage. Daher ergibt sich im großen auch keine eindeutige Struktur mit Strophe, Refrain, Strophe oder, wie bei langen Lieder von Yes, mit Untertiteln, die auch wirklich kleine Lieder in sich bilden. Die Songs bei Covenant haben zwar massig Untertitel (das letzte Lied z.B. innerhalb 20 Minuten elf Untertitel), aber die sind eher willkürlich vergeben und strukturieren die Lieder nicht wirklich. Dadurch macht sich im Laufe der Zeit doch ein typischer, gleichbleibender Sound breit, der dann irgendwann mit Langeweile eingeht. Es ist manchmal einfach zu viel des Guten, da wird zu viel in einen Song reingepackt. Deswegen gibt es bei den zwei langen Stücken auch keines, dass eine Entwicklung oder Steigerung erkennen lässt. Von vorne bis hinter klingt das Album leider recht ähnlich. Das ist ja eine altbekannte Krankheit von Keyboardalben und so wurde auch hier das Heilmittel "Gesang" und v.a. "vermehrter Einsatz anderer Instrumente", wie es Dr. El Supremo verschreiben würde, mal wieder nicht angewandt. Dies wird auch noch durch die Instrumentierung bzw. die eingesetzten Keyboardsounds verstärkt, die fast immer dieselben sind. Ab und zu taucht auch mal die Hammond und das Mellotron auf. In diesen Passagen klingt es dann etwas nach Änglagård, deren Fan Dave Gryder augenscheinlich ist. Auf einem Foto im Coverinneren posiert er in einem Änglagård T-Shirt und bei den Credits tauch u.a. die Band auch namentlich auf als Gruppe, die ihn inspiriert hat. Weitere "thanks to" gehen an Kansas ('74-'82), Cathedral, Yezda Urfa, Quill oder Mirthrandir, deren jeweiligen Einfluss auf die Musik man aber nicht immer raushören kann. Ach ja, das Cover, ich vergaß! Das Album gibt es in zwei Ausführungen. Als normale CD und als aufwendiges Digi-Pack. Dabei hält man dann das Cover einer Doppel LP in den Händen, in deren einen Hälfte ein Plastikeinsatz zum Rausnehmen und Befestigen der CD steckt. Gut gemacht und schön anzuschauen. Das Gemälde auf dem Außencover ist Geschmackssache, woran man gleich sieht, dass es mich nicht gerade begeistern konnte. Innen drinnen Farbfotos, die die Bedeutung des jeweiligen Liedes unterstreichen sollen. Wobei wir bei dem Konzept des Instrumentalalbums angelangt wären. Es gibt zwar keine Lyrics, aber die Fotos sind mit bedeutungsschwangeren Texten à la Jon Anderson bei "Topographic oceans" ausgestattet. Letztgenannter könnte dabei glatt neidisch werden, wenn die Story des Liedes "Sunchild's spiritual quest through the forest of introspection" mit so Dinger wie "quest for knowledge and the ultimate truth" oder "nature reflecting a divine spirit" daherkommt. Alles also sehr New Age-mäßig, doch Vorsicht! Dies nur bei den Bilderläuterungen, denn die Musik hat wie gesagt kein bisschen was mit New Age zu tun, ganz im Gegenteil. Als Zusammenfassung kann man es vielleicht so formulieren, dass dies hier eine CD für Liebhaber von Keyboardalben ist, die es dynamischer und schneller als die Klassiker mögen, auch mit der Songstruktur von Magellan was anfangen können und denen das komplette Fehlen von Gesang und den meisten anderen Instrumenten nichts ausmacht.
El Supremo
© Progressive Newsletter 1996