CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Coltsfoot - A winter harvest
(50:58, Brainworks Records, 1995)

Eines muss man den Engländern lassen, sie haben eine Art von Humor, die wirklich bemerkenswert ist. Im Booklet entschuldigen sich Cooltsfoot, die aus Geoff Proudley (Keyboards), Rog Patterson (Gitarre, Bass, Gesang) und Stuart Martin (Gesang) bestehen, mit zehn Gründen, warum ihr Album fünf Jahre zu spät erschienen ist. Darunter so tolle Ausreden wie, dass die Mastertapes beim "Great train robbery" gestohlen wurden, der Hund das Album auffraß oder schlicht die Gruppe einfach zu schlecht ist. Nun gut, so weit, wie bei ihrer ironischen Eigenbeurteilung möchte ich nicht gehen, jedoch ist ihre Musik nicht gerade ein mitreißendes Meisterwerk. Gemixt in Ant Phillips Studio, deutet dies die Richtung schon ungefähr an. Meist ist das Hörbare sehr atmosphärisch und stimmungsvoll, ich warte aber immer vergebens auf einen emotionalen Ausbruch oder einfach den Einsatz vom Schlagzeug. Die einzelnen Tracks wären wirklich teilweise prima als Intro zu einem bombastischen Lied geeignet, doch stattdessen sind sie plötzlich zu Ende, ohne dass etwas passiert ist. So schwelgt man meist in instrumentalen Klangseen in sehr seichten Fahrwassern. Gut gemacht, schön gespielt, tolle Melodiebögen, aber recht sparsam arrangiert und wie bereits im Satz zuvor erwähnt, als Intro oder Zwischenteile wesentlich besser verwertbar. So wirken die Stücke leider mehr wie Stückwerk auf mich, können aber bestimmt einige Liebhaber recht ruhiger Musik finden. Lobenswerte Ausnahme bleiben auf jeden Fall "The runner" als rein akustisch-virtuoses Gitarrensolo und mit Abstrichen "Sprite song", sehr schön durch Fretless Bass. Als etwaiger Vergleich fällt mir noch das Album vom Galahad Acoustic Quartet ein, wobei "A winter harvest" wesentlich instrumentaler ist und weniger Abwechslung beinhaltet. Um bei dieser CD keine kalten Füße zu bekommen, sollte einem sehr ruhige, melodische, leicht melancholische, sparsam arrangierte, mit Keyboardteppichen durchsetzte, leicht folkloristische Musik gefallen. Da ich jedoch nicht bei allen diesen Punkten zustimmen kann, muss ich mich leider warm anziehen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996