CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Collage - Safe
(71:01, Ars Mundi, 1995)
Da halt ich sie nun in meinen Händen: das neueste Machwerk, die bereits fünfte Veröffentlichung von Collage. Wird es meine recht hohen Erwartungen erfüllen oder sollte ich wider Erwarten doch vielleicht enttäuscht werden? Also, nichts wie rein in den CD-Player und schnell auf Play gedrückt, damit die Musik der fünf Polen beginnt. Zu Beginn ein atmosphärisches Intro, welches von sanften Keyboardklängen getragen wird. Nachfolgend dann das, was man von Collage erwarten durfte und auch bekommt: sinfonischer Rock, mit leichtem Hang zum Bombastischen, abgelöst durch ruhige Passagen, dabei jedoch immer sehr melodisch. Die Arrangements gehen gut ins Ohr und das sehr gute Zusammenspiel, wie auch die Produktion, sorgen für einen echten Hörgenuss. Einziger Vorwurf: trotz allem melodischen Wohlklang mangelt es meiner Ansicht nach an absolut eingängigen Melodien, die sofort hängen bleiben und somit beim mehrmaligen Hören für den Wiedererkennungswert sorgen. Doch ist dies eigentlich keine schwerwiegende Kritik, da man somit beim mehrmaligen Hören sich mehr auf die vielschichtigen und abwechslungsreichen Klangstrukturen konzentrieren kann. Dazu Liedtexte, die häufig von Liebe erzählen, prägen die positive und optimistische Grundeinstellung. Was mich schon immer an der Musik von Collage begeistert hat, ist auch auf "Safe" vertreten: die Gitarre von Mirek Gil erinnert stellenweise immer noch an Steve Rothery und Steve Hackett, unterstützt von sehr schönen Keyboardstrukturen von Krzysztof Palczewski. Die angenehme Stimme von Robert Amirian wirkt unaufdringlich, die Rhythmusgruppe (Wojtek Szadkowski - Schlagzeug, Piotr Mintay Witkowski - Bass) ist bestens abgestimmt. Aus dem Gesamtwerk herauszuheben ist bei Stück 6 "Eight kisses" das Gitarrensolo, welches in seiner Dramatik keine Wünsche offen lässt: grandioser, bombastischer Neo Prog. Genauso "One of their kind", da hier auch mal zu Akustikgitarre gegriffen wird, was zu einer Erweiterung des Klangbildes führt. Ein Album, welches mit zunehmender Ablaufzeit immer besser wird, jedoch hätte ich mir noch ein paar mehr Soli und etwas abwechslungsbringende Aggressivität gewünscht. Sind die Songs zu Beginn gut, so ist es von Track 6-12 einfach nur noch hervorragender, sehr melodischer Sinfonic Rock, der eigentlich alles bietet, was das harmoniesuchende Neo Prog Herz begehrt. Wem "Moonshine" gefallen hat, der findet hier eine schöne Fortsetzung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996