CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Schizofrantik - The knight on the shark
(49:00, Gentle Art Of Music, 2013)

Schizofrantik, die Band um Mastermind Martin Mayrhofer, das ist nicht gerade leicht verdaulicher Stoff, der irgendwo zwischen Prog Avantgardismus, heftiger Herzlichkeit und überraschender, kurzfristiger Zugänglichkeit einzuordnen ist. Mit dem zweideutigen "Der will (nur) spielen. Gott sei Dank!" bringt es die Promoabteilung von Gentle Art Of Music auf den Punkt: das Trio Schizofrantik möchte einfach nur Musik machen, aber das dafür voller solch irrsinniger Wendungen, dass man beim Zuhören immer wieder überrascht, überfahren und bei Zuneigung letztendlich überzeugt wird. "The knight on the shark" macht vor keinen Tabus oder Absurditäten Halt, sei es nun musikalisch, wie auch bei der ironisch-nachdenklichen Lyrik, die einem so nette Titel wie "Nazis on LSD" oder "The human slaughter Tango" beschert. Sprunghafte Kunstfertigkeiten, die sich nie zum Selbstzweck zwischen Melodie, Härte und Unberechenbarkeit bewegen, aber auch immer eine grenzenlose Experimentierfreudigkeit, die dennoch ziel gerichtet und präzise auf den Punkt funktioniert. Da überrascht es nur wenig, dass sich für Komponist Mayrhofer Frank Zappa als wichtigster Eckstein herauskristallisiert: "Er hat mir gezeigt, was musikalisch machbar ist und einen neuen Zugang zur Musik offenbart." Die Inspirationsquelle findet zwar keineswegs offensichtlichen Widerhall bei Schizofranktik, dennoch merkt man der Band an, dass sie Struktur und Offenheit, Humor und Ernsthaftigkeit auf überaus eigene Weise verbindet. Ein paar Takte Tango, funkige Lässigkeit, Metal bis Pop, hier ist nichts verboten, was somit "The knight on the shark" zu einem hörtechnischen Überfall der besonderen Art reifen lässt.

Kristian Selm



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