CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)
The Psychedelic Ensemble - The tale of the golden king
(72:13, Glowing Sky Records, 2013)
Auch wenn hier im Projektnamen das Adjektiv "psychedelic" auftaucht, so hat dieses Projekt eines anonymen amerikanischen Musikers weder stilistisch irgendwelche psychedelische Anleihen, noch finden sich im Material von "The tale of the golden king" etwaige Vergleiche zu den Swinging Sixties und deren drogengeschwängertes Gedankengut. Vielmehr bekommt man hier auf über 70 Minuten einen gut gemachten Querschnitt durch sinfonischen, sehr orchestralen Neo / Retro Prog in klassischer Prägung geboten. Eines fällt dabei sogleich auf: der Rhythmus - auch wenn sehr virtuos und fachgerecht eingespielt - kommt aus einem elektronischen Schlagzeugkit und wirkt zuweilen etwas zu synthetisch steril, als dass er echte Leidenschaft erzeugt. So ist das eben, wenn man fast im Alleingang im stillen Kämmerlein seine eigene Musikleidenschaft auslebt. Dafür ist die Erzählung vom goldenen König recht ausschweifend und klanglich überaus farbenfroh gestaltet, wird gerade im Tasten- und zuweilen auch im Saitenbereich die rechte Portion an atmosphärischer Abwechslung und spielerischer Virtuosität aufgefahren. Zwar gehört Anonymous a.k.a. The Psychedelic Ensemble nicht gerade zu den großartigen Sängern des Genres, doch mit variablen Harmonien und überschwänglicher Dramatik in Stimme und Arrangements wird hier einiges wettgemacht. "The tale of the golden king" überzeugt durch Detailverliebtheit und dem rechten Maß an Verspieltheit. Gerade im Vergleich zu den Vorgängerwerken ist dieses Album ein inhaltlich sehr geschlossenes, kompaktes Werk, das den besten Einstieg in die keineswegs psychedelische Welt von The Psychedelic Ensemble erlaubt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013