CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Progenesi - Ulisse l'alfiere nero
(48:50, Raffinerie Musicali, 2012)

Und wieder ein neuer Name in der italienischen Prog-Szene. Und auch in diesem Falle muss ich sagen: VORMERKEN! Denn hier sind exquisite Musiker am Werke. Nach dem ersten Hördurchlauf dachte ich noch, ich würde von Keyboardbombast erschlagen werden. Doch nach und nach stelle ich fest, dass hier viel mehr zu loben ist als nur die gewiss fabelhafte Arbeit an den Tasteninstrumenten. Klar: die Keyboards geben in der Tat den Ton an, was nicht so sehr überraschend kommt, denn sämtliche Kompositionen stammen aus der Feder des Tastenmannes Giulio Stromenado. Flinke Fingerübungen an diversen Tasteninstrumenten sind hier an der Tagesordnung, wobei gerade die Orgel eine sehr wichtige Rolle spielt, aber auch an Klavier und Synthesizer feinst soliert wird. Auch eine Mini-Prise Mellotron ist zu vernehmen. Aber im Laufe der Zeit merke ich, dass zum Beispiel auch die Gitarre Duftnoten zu setzen vermag. Nicht ganz so auffällig wie sein Kollege, weiß aber auch Patrik Matrone feine Akzente zu setzen. Eine hervorragende Rhythmustruppe ist bei dieser anspruchsvollen Musik fast selbstverständlich. Die sechs Kompositionen sind keine reine, seelenlose Technikshow, sondern sie besitzen durchaus Charme. Auf der einen Seite gibt es komplexen, frickeligen Tastenprog, wie "La strategia", das von Bela Bartok beeinflusst ist und auch einen kurzen Ausflug in Fusion-Bereiche mit sich bringt. Aber es gibt genauso ruhige, symphonische Passagen, nicht zuletzt dann, wenn die beiden Musiker an Geige und Cello eingreifen. Abwechslungsreicher, mächtiger, rein instrumentaler Symphonik Prog. Starke Band!

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2013