CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Living Stilts - Shipwreck
(60:11, Privatpressung, 2013)

Living Stilts nennt sich eine Band, die 2010 vom italienischen Keyboarder Luca Mavilia gegründet wurde. Ursprünglich firmierte man unter dem Namen Squared Circle, doch diverse Umstände führten letztendlich dazu, dass man nun als Living Stilts agiert und mit "Shipwreck" als Debütwerk gleich ein ambitioniertes Konzeptalbum vorstellt. Die Texte stammen von einem in Italien wohl bekannten Horror-/Fantasy Autor namens Vincent Spasaro. Den Gesang teilen sich Maria Tomasello und Antonio Bella, hinzu kommen ein Erzähler sowie ein Schlagzeuger. Wer nun Bass und Gitarre in der Auflistung vermisst, darf aufatmen, denn diese Parts werden von diversen Gastmusikern übernommen. Das Album hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Denn neben einigen sehr feinen Momenten, speziell bei den etwas ruhigeren, auch mal klassisch-symphonisch angehauchten Passagen, gibt es auch ein paar für meine Begriffe noch verbesserungsfähige Parts. So können mich die Gesangsparts nicht auf voller Länge überzeugen. Im direkten Vergleich schneidet Frau Tomasello klar besser ab. Sie macht ihre Sache recht ordentlich, während ihr männlicher Gegenpart für meinen Geschmack gelegentlich etwas zu bemüht und auch nicht immer tonsicher wirkt. Der Konzeptgedanke wird durch Erzählpassagen, Soundeffekte und leicht dramatische Momente in den Vordergrund gebracht. Das ist stellenweise durchaus gut gelungen. Ziel der Italiener ist laut eigener Beschreibung, ihre Musik eben nicht zu überfrachten und nur durch Fingerfertigkeiten zu überzeugen, sondern ein stimmungsvolles Gesamtkonzept stimmig rüberzubringen, wobei die Intention ist, progressive Elemente mit klassischen, aber auch mit einfachen Pop und Rock Elementen zu vermischen. Und so sind auch vereinzelte Mainstream wie auch Folk-angehauchte Passagen zu vernehmen. Es geht sogar schon mal - wohl auch dem Titel geschuldet - fast schon Shanty-artig zu. Auf der anderen Seite sind aber auch Floyd-beeinflusste Gitarreneinsätze im Programm der Italiener. Auch wenn in dieser Mischung nicht alles perfekt funktioniert, so sind doch immerhin schon ein paar gute Ansätze zu verzeichnen.

Jürgen Meurer



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