CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Kerrs Pink - Mystic spirit
(67:57, Privatpressung, 2013)

Mehr als 10 Jahre liegt "Tidings", das letzte Album von Kerrs Pink, bereits zurück. Doch wirklich dramatisch haben sich die Norweger auf "Mystic spirit" nicht verändert. Die bereits seit den frühen 70ern aktive Band baut auf ihrem 6ten Studiowerk weiterhin auf verspielten, sinfonischen 70s Progressive Rock, der immer wieder durch nordische Folkelemente seine Verfeinerung erfährt, aber auch die markante Würde von langjähriger Erfahrung ausstrahlt. Als Neuzugang sorgt Sänger Eirikur Hauksson, der bereits bei Magic Pie aktiv war und ebenfalls mit Ken Hensley von Uriah Heep zusammenarbeitete, für den passenden stimmlichen Wohlklang. Ansonsten gilt einmal mehr der gekonnte, mitunter etwas unauffällig wirkende Ansatz progressive Rockmusik mit sehr hohem Melodieanteil, sowie in leicht sinfonischer Schlagseite zu präsentieren. Doch die Band überrascht ebenso mit kleinen, inhaltlichen Modifikationen. "Mystic spirit" wirkt insgesamt überraschender, verspielter, ebenso etwas abenteuerlicher als seine Vorgänger. Neben der geballten Ladung an analogen Keyboardsounds, die jedoch sehr geschmackssicher und keinesfalls omnipräsent eingesetzt werden, wurde bei diesem Album bei den Aufnahmen vermehrt auf die Karte "live im Studio" gesetzt, was dem Album einen sehr vitalen, lebendigen Sound verleiht. Dabei kommt ehrliche Spielfreude zur Geltung, man hat hier keineswegs den Eindruck, einer altersschwachen Rentnerband bei der wohlverdienten Nachlassverwaltung zuzuhören. Stilsicher, geschmackvoll, gekonnt und gut - "Mystic spirt" überzeugt mit der skandinavischen Variante des Retro Progs.

Kristian Selm



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