CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)
Brian Auger's Oblivion Express featuring Alex Ligertwood - Live in Los Angeles 2013
(53:02 + 51:17, Privatpressung, 2013)
Die seit den 80er Jahren in Los Angeles beheimatete inzwischen 74-jährige "Hammond B3 Legende" Brian Auger schöpft weiterhin einen wesentlichen Teil seiner Lebensfreude auf den Bühnen der Welt. Und das spürt man auch als Konzertbesucher. Mit seinen seit einigen Jahren wieder aktivierten Bands Brian Auger Trinity sowie Brian Auger's Oblivion Express ist er inzwischen fast als Familienunternehmen unterwegs. So gehört neben Sohn Karma D. als Schlagzeuger auch seine Tochter Savannah Grace als Sängerin zum festen Stamm seiner Bands. Zum Beginn des Jahres 2013 wurde allerdings eine gute alte Freundschaft von Brian Auger wieder aufgefrischt. So stand er nach längerer Zeit mit seinem ehemaligen Oblivion Express Sänger aus den 70er Jahren, der anschließend fünfzehn Jahre von 1979 - 1994 die Stimme von Santana war, mal wieder auf der Bühne (ohne Tochter Savannah Grace). Es handelt sich um den gebürtigen schottischen Soul- und Bluessänger Alex Ligertwood. Da die beiden Legenden richtig Spaß hatten, ihre alten Blues-Soul-Jazz-Schinken und andere Klassiker mit dem neuen Oblivion Express live zu präsentieren, haben sie sich im September / Oktober 2013 auf Europatournee begeben. Im Vorfeld gastierten sie am 13. und 14. September im legendären The Baked Potato in Los Angeles. An diesen Abenden wurde die vorliegende DoCD "Live in Los Angeles 2013" eingespielt, die auf der Tournee in Deutschland lediglich als selbstgepresste CD-R verkauft wurde. Allerdings in exzellenter Klangqualität und schön gestaltetem Booklet sowie mit einem robusten Jewelcase. Neben den drei schon genannten Protagonisten hört man hier noch Les King am Bass und den Jungspund Yarone Levy an der Gitarre, die beide eine vorzügliche Arbeit abliefern. So wird die erste CD mit der achtminütigen Funk-Jazz-Nummer "Freedom Jazz Dance" von Eddie Harris aus dem Jahre 1965 eröffnet. Weiter geht es auf CD 1 noch mit sechs Stücken, worunter auch Eigenkompositionen wie u.a. "Second wind", "Happiness is just around the Band" und "Bumpin' on sunset" oder eine vorzügliche Coverversion von Marvin Gaye's `71er Evergreen "Inner City Blues" zu hören sind. Die sechs Tracks auf CD 2 werden von der Instrumentalnummer "Brain damage" eröffnet. Neben einer hörenswerten Interpretation des 60er Jazz-Traditionals "Compared to what" begeistern mich vor allem Soul & Verve des aktuellen Oblivion Express auf Al Koopers Blues-Soul-Schnulze "I love you more than you'll ever know". Schwache Minuten gibt es bei dem fast 13/4-stündigen musikalischen Aufenthalt im Baked Potato sowieso nicht. Dazu trägt die Stimmqualität des hauchenden, schreienden und groovenden fast 67-jährigen Alex Ligertwood ebenfalls dazu bei. Wer also immer noch ein Fan von Hammond B3 Klängen ist und gerne die Blues-Soul-Jazz-Kompositionen der 60er und 70er Jahre hört, darf hier uneingeschränkt zugreifen. Brian Auger bezeichnet übrigens seine Musik in den Konzerten selber als "progressiv" - allerdings ist er immer noch ein ganz lustig-charmanter Schelm auf der Bühne. Die Scheibe hat einfach kolossal jazzigen Groove und Soul!
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2013