CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Ingranaggi Della Valle - In hoc signo
(63:54, Black Widow Records, 2013)

Hält man die CD in der Hand, so ist der erste Gedanke: das ist doch bestimmt ein Black Widow Produkt. Richtig. Und es dauert eine Weile, bis man sich den Bandnamen eingeprägt hat - doch es lohnt sich, denn bei Ingranaggi della Vale handelt es sich um eine junge Band aus Rom, die mit ihrem beachtlichen Debüt "In hoc signo" mit Nachdruck auf sich aufmerksam macht. Ich hätte hier vermutet, dass das routinierte, alte Prog-Hasen produziert hätten, aber nein - das sind blutjunge Burschen. Was die sechs Italiener unter Zuhilfenahme einiger Gastmusiker hier auf die Beine gestellt haben, ist aller Ehren wert. Mattia Liberati an diversen Retro Tasteninstrumenten (u.a. Hammond B3, Mellotron, Mini Moog) und Flavio Gonnellini (elektrische und akustische Gitarren) sind im Wesentlichen für alle Kompositionen verantwortlich, das Line-Up wird vervollständigt durch Sänger Igor Leone, Shanti Colucci an Schlagzeug und diversen Perkussionsinstrumenten, sowie Geiger Marco Gennarini. Bass gehört offenbar nicht zur Grundausrüstung, denn diesbezüglich hat man auf 3 Gastbassisten zurück gegriffen. Zwei bekannte Namen tauchen schließlich auch noch in der Gästeliste auf, nämlich Ex-VdGG Mann David Jackson an Saxophon und Flöte sowie Ex-Änglagard Drummer Mattias Olsson. Ihre Musik ist sehr abwechslungsreich geraten. Picke ich mal beispielhaft das knapp 6-minütige "Via egnatia" heraus, so erhalte ich schon einen guten Überblick, was mich bei dieser Band erwartet. Mit floydigem Gitarrenspiel und harmonischem Gesangspart startet der Song, um wenig später in eher ungemütliche, abgehackte Arrangements zu wechseln. Abwechslungsreiche Songs voller Stimmungswechsel gehören bei Ingranaggi zur Tagesordnung. Ob symphonischer Keyboardprog, Fusionmäßiges mit Holdsworth-inspiriertem Gitarrenspiel, oder auch hymnischer Neo Prog (was allerdings die Ausnahme ist) - hier wird viel durcheinander gemischt. Aber es ergibt ein stimmiges Gesamtbild, wobei gerade auch die Geige immer wieder mal Farbtupfer setzt. Gelegentlich erinnern sie mich dann auch mal an Arti e Mestieri. Gesungen wird in Muttersprache, wobei Sänger Leone durchaus vielseitig unterwegs ist. Das ist nicht immer leichte Kost, was gesangstechnisch wie auch im instrumentalen Bereich präsentiert wird, aber genau das soll es ja auch offensichtlich nicht sein, was die Italiener anbieten wollen. Und was sie dann im abschließenden "Finale" aufbieten (inklusive Herrn Jacksons Einsatz), ist schon exzellent und sehr routiniert in Szene gesetzt. Hochtalentierte Band!

Jürgen Meurer



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