CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)
Electric Eye - Pick-up, lift-off, space, time
(45:21, Klangkollektivet, 2013)
Mit einer gewissen metallischen Vorbildung denkt man natürlich bei "Electric eye" sofort an Judas Priest und deren gleichnamigen Titel, der zusammen mit dem Intro "The hellion" den Einstieg in deren kommerziell überaus erfolgreiches 82er Album "Screaming for vengeance" bildet. Doch sowohl stilistisch, als auch vom allgemeinen Ansatz her, ist die norwegische Combo gleichen Namens sehr, sehr weit vom britischen Heavy Metal der 80er entfernt. Vielmehr handelt es sich um trippigen, etwas krautigen Space / Psychedelic Rock, der seinen Zenit in den 70ern erreichte. Die Bandmitglieder dieses Projekts aus norwegischen Bergen stammen aus diversen anderen Bands vor Ort. So sind u.a. Mitglieder von Low Frequency in Stereo, The Alexandria Quartet und Hypertext vertreten. Man ignoriert jedoch in der gemeinsamen Interaktion einfach die musikalische Entwicklung der letzten 40 Jahre und begibt sich auf einen sphärischen, intensiven Trip durch Raum und Zeit. Viel Slidegitarre, nicht immer nur blubbernde, aber doch meist flächendeckende Synthieteppiche und ein weitgreifender, jammender Klangkosmos mit repetitiver Dramatik schweben und gleiten voll auf den Punkt gebracht stetig voran. Selbst endlose Klangkaskaden und hallende Klänge ergeben in diesem Kontext auf einmal einen Sinn. Innovationen oder Neuausrichtungen sind auf diesem Album völlig fehl am Platz, dafür ist die groovige, weltmusikalische Weltraumreise geschmacks- und spielsicher umgesetzt. Flirrend, ätherisch und unheimlich gut.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013