CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)
Il Cerchio d'Oro - Dedalo e Icaro
(48:50, Black Widow Records, 2013)
Titel und Cover machen schnell klar: hier geht es um ein Konzeptalbum. Die Geschichte von Daedalus und Icarus wird vom italienischen Sextett Il Cerchio d'Oro erzählt. Italo Prog Kennern wird dieser Name vermutlich geläufig sein, denn schon Mitte der 70er war diese Formation aktiv. Danach gab es eine lange Pause, bis man 1999 eine CD auf dem Mellow Records Label herausbrachte. Nach einer weiteren ausgedehnten Pause landete man schließlich beim umtriebigen Black Widow Label, das 2008 das Album "Il viaggio di Colombo" veröffentlichte, dem nun eine halbe Dekade später das aktuell vorliegende Konzeptwerk folgte. Die Originalmitglieder sind tatsächlich allesamt noch zusammen, verstärkt durch einige Gastmusiker. Dass das Sextett auf 3 Gitarristen zurück greift, mag zwar den Eindruck eines Gitarren-orientierten Progs erwecken, doch mit dieser Vermutung liegt man eher falsch, denn die Tasteninstrumente (Orgel, Piano, Synthesizer, Mellotron) geben hier in Person von Gründungsmitglied Franco Piccolino doch vermehrt den Ton an. Die acht Kompositionen spielen sich im 5- bis 9-Minuten Bereich ab. Die Keyboards sind allgegenwärtig, ohne jedoch den Hörer mit purer Dominanz zu erdrücken, die Gitarren sorgen immer wieder mal für Abwechslung. In "Labirinto" erinnert mich beispielsweise das Zusammenspiel von Piano und Flöte an ihre Landsleute Locanda delle Fate, allerdings erreichen die Gesangspassagen nicht deren Intensität. Unter den Gastmusikern ist übrigens auch ein bekannter Name zu finden, nämlich Giorgio Piazza, ehemaliger Bassist der Italo Prog Legende P.F.M. Zusätzlich zu den rund 50 unterhaltsamen Minuten Symphonic Prog Musik gibt es als eine Art Bonus noch Video-Material in Form von 3 Live-Songs, bei 3 unterschiedlichen Konzerten in 2009 und 2012 aufgenommen. Hier zeigt sich, dass sie gerne mal vielstimmig auftreten und ebenso gerne auch Coverversionen spielen, so einen Song von Le Orme sowie einen Titel von P.F.M. (bei dem natürlich dann auch Herr Piazza auf der Bühne steht). Schönes Album, das jedoch im Vergleich zu anderen aktuellen Italo Prog Alben ohne Ecken und Kanten auskommt.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2013