CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Caligula's Horse - The tide, the thief & river's end
(50:22, Rocket Distribution, 2013)

Caligula's Horse, die Jungs aus Down Under, einfach nur in die plakative Prog Metal Schublade zu stecken, tut ihnen absolut unrecht. War bereits das beachtenswerte Debüt "Moments from Ephemeral City" irgendwo zwischen Art Rock und metallischer, moderner Härte angesiedelt, so setzt der Nachfolger "The tide, the thief & river's end" noch konsequenter auf inhaltliche Diversifizierung. Natürlich bekommt man hier immer noch gelegentlich das komplett prog-metallische Brett geboten, wird virtuos gerifft, komplex gebreakt, doch sind ein Großteil der Passagen anders gelagert und einige stilistische Flirts enthalten, die mit Prog Metal wahrlich rein gar nichts zu tun haben. Beeindruckend vor allem die ausladenden Gesangsharmonien, das Gespür, sanften Tönen erheblich Raum zu Ausgestaltungsmöglichkeiten einzuräumen, aber eben auch Komplexität in ein straffes, songdienliches Korsett zu zwängen. Die Australier um den Multi-Instrumentalisten Sam Vallen und Sänger Jim Grey setzen nicht nur auf das knallharte Metalbrett, sondern ihr Stilmix lugt immer wieder hinüber zum aktuellen Art Rock, der mit Melodie, Atmosphäre und dynamischen, weit ausholenden Klangmomenten bezaubert. Hier wird auf akustische Augenblicke vertraut, dürfen die Keyboards mit feinen Läufen Sanftheit ausstrahlen. Mit dynamischen Wechseln gelingt gleichzeitig eine innere Spannungstiefe, die weit mehr als nur oberflächliche Plattitüden zu bieten hat. "The tide, the thief & river's end" setzt auf klangliche Tiefe, ergreifende Melodik und zeitgemäße Abwechslung zwischen Retro und aktuellen Metal Ansätzen, ist somit ein qualitativ hochwertiges Art / Progressive Rock Album moderner Prägung.

Kristian Selm



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