CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Yuka & Chronoship - Dino rocket oxygen
(57:35, Musea, 2013)

Als Prog Aficinado erkennt man natürlich sofort, wer sich für das Logo und Titel des aktuellen Albums von Yuka & Chronoship auszeichnet: ganz offensichtlich legte hier ein Herr namens Roger Dean die Hand an, der bereits für unzählige Bands (u.a. Yes, Asia, Uriah Heep, Greenslade) als Coverartist fungierte. Doch auch wenn das Album Artwork an die Einfachheit von "Fragile" von Yes erinnert, so hat die Formation aus Japan musikalisch sehr wenig bis gar nichts mit jener Band zu tun, wenngleich man musikalisch ganz hörbar von den progressiven 70ern inspiriert wurde, die man auf eigene Weise in die aktuelle Zeit führte. Bereits das 2011er Debüt "Water reincarnation" war ein progressiver Volltreffer für Kenner und da die Werke der Band aus dem fernen Osten glücklicherweise über Musea vertrieben werden, sind ihre Alben auch in unseren Breiten für akzeptable Preise erhältlich. So setzt "Dino rocket oxygen" wiederum auf eine sinfonische, weitgehend instrumentale Mixtur zwischen Retro Prog, ganz leichtem Jazz Rock Einschlag und vor allem spielerische Luftigkeit. Während man von vielen japanischen Bands überbordenden Bombast und mächtige inhaltliche Übertreibungen nahe dem musikalischen Overkill gewohnt ist, wirkt bei Yuka & Chronoship alles ein paar Spuren sortierter, geordneter und zurück auf das Wesentliche orientiert. Nichtsdestotrotz verfügt das Quartett über vier hervorragend ausgebildete Musiker, die jedoch ihre spielerische Qualifikation sehr versiert einsetzen. Hier und da merkt man etwas vom japanischen Überschwang, von der Tendenz, alles etwas größer und voluminöser erscheinen zu lassen, jedoch wird dies in erster Linie dem Bandgedanken untergeordnet. So dürfen logischerweise keinesfalls Mellotronsounds und knarzige Rickenbacker Basssounds fehlen, jubilieren filigran Gitarren und Tasten nicht nur einmal souverän durch euphorisch-vertrackte Tonfolgen. Die drei, mehrteiligen Kompositionen bzw. Suiten lassen genügend Raum für Verspieltheiten und druckvolle Temposteigerungen. Doch bleiben trotz gewisser Tempoverschärfung und spielerischer Brillanz niemals Melodieführung und schön-geistige Sinfonik auf der Strecke. In ganz seltenen Momenten überschreitet die Band jedoch auch mal die Schwelle der peinlichen Belanglosigkeit, wenn z.B. in der 5-teiligen "R is for Rocket Suite" auf einmal für ein paar Tonfolgen Erinnerungen an den Jahresendzeitklassiker "Heute kommt der Weihnachtsmann" aufkommen. Diese Ausrutscher bleiben glücklicherweise Einzelfälle, ansonsten ist auch dieses Werk wieder mal ein Grund, sich mit aktuellem Nippon Prog zu beschäftigen.

Kristian Selm



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