CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Pierre Vervloesem - Silence science
(37:17, Off Record, 2013)

Wieder einmal legt Pierre Vervloesem ein Album vor, das sich von allem unterscheidet, was er bislang veröffentlichte. Kein AvantRock, kein Progressive Rock, kein Jazz, kein Quentchen XLS, nix FES. 8 Songs, 37:17 Minuten Bass und Gitarre. Ein kantiges Ambient-Werk, minimalistisch, sehr abstrakt, überhallt und angenehm zu hören, dabei nicht anbiedernd und kaum esoterisch. Viel eher sind die 'Songs' lautmalerisch freiformige Skizzen als strenge Komposition. Im Gitarrenspiel steckt viel Fripp-Erfahrung, wie dieser in den frühen Achtzigern KC belebte. Statt Frippertronics sind Vervloesemtronics zu hören. Der Gitarrensound, die Spielweise - so unterschiedlich die Alben des belgischen Künstlers, so sehr hat Pierre Vervloesem eigenen Stil und Handschrift. Lyrische Ideen fließen weit offen auseinander, finden sich zu verflochten minimalistischen Stechereien, schwellen zu Kaskaden auf und verlieren sich wie zurückfließende Uferwellen. "Silence science", das nur als Download angeboten wird, ist keines der Alben, das in schicken Accessoire-Läden im Hintergrund dudelt, dazu ist es viel zu sperrig und ausgefallen. Und doch findet das Album zu einer schlichten Harmonie, die einlullt und trotz aller (kleinen) Extravaganz den erwachsen 'klugen' Zeitgeist trifft.

Volkmar Mantei



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