CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)
Submarine Silence - There's something very strange in her little room
(53:42, MaRaCash Records, 2013)
Von 2005 bis 2013 bastelte Cristiano Roversi, Kopf des Bandprojektes Submarine Silence, an der Vertonung - fast kann man gar von einer Verfilmung sprechen, doch dazu gleich - der Story des kleinen Mädchens Rebecca, das einsam mit seinen Puppen spielt und im Traum recht seltsame Dinge erlebt. Die kleine Geschichte, erfunden von Virna Daolio, mit der Roversi bereits anlässlich des Kalevala - Projektes in 2002 zusammengearbeitet hat, ist reichlich verworren und spielt sich hauptsächlich im Unterbewussten ab. Roversi schafft es hier aber, diese außergewöhnlichen Umstände musikalisch sehr intensiv und mit viel "Seele" dem Hörer zu vermitteln. Wodurch bisweilen der Eindruck entsteht, man sei Zeuge einer Art Theateraufführung. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch den emotionalen Gesangsvortrag von Riccardo Tonco, der mitunter verschiedene Rollen mit wechselnder Stimmlage präsentiert und diese dann noch zusätzlich schrill und bizarr verfremdet oder mit "East London - Akzent" würzt. Wenn die Gesangsparts an der Reihe sind, ist dies auch keine leichte Kost. Drama und Ausdruck werden durch vertrackte Rhythmen und eben die verfremdete Stimme extrem ausgebaut. Musikalisch ist das gesamte Werk klar in die Genesis - Schublade einzusortieren. Tony Banks hat sogar einen Titel ("Lion of symmetry") geschrieben. Und auch das Artwork, welches größten Teils von Luigi Cavalli Cocchi stammt, passt stimmig in die frühen 70er Jahre - "Nursery Cryme" lässt grüßen! Skurrile Story, viel Mellotron, geschmackvolle Pianopassagen: es ist alles da, was der RetroFan gern hört. Neben Genesis ist die Affinität zu Moongarden offensichtlich, schon wegen der teilweise identischen Personalausstattung mit z.B. der Gitarre von Cremoni, die man sofort heraus hört. Und auch an Mangala Vallis wird erinnert: durch das typische Drumming von Cavalli Cocchi. Der Gesamteindruck des Konzeptalbums ist dennoch leicht zwiespältig, denn so richtig "aus einem Guss" ist das nicht, was man hier aufführt. Vielleicht liegt es an der langen Entstehungszeit, die eine homogenere Gesamtwirkung verhindert. Die ruhig nostalgischen oder symphonisch hymnischen, typisch italienischen (und Genesis-) Momente des Albums gefallen mir persönlich am besten, auch wenn so mancherlei Ecken und Kanten für Abwechslung sorgen, die sicher auch einen Beitrag zur Gesamtbewertung "gut" leistet.
Jürgen Wissing
© Progressive Newsletter 2013