CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)
Brad Stadhouders - Henosis
(63:06, Buzz, 2013)
Bei Amazon und auf diversen Portalen firmiert dieses Album unter dem schlichten Label "Jazz". So macht man das eben, wenn man ungewöhnliche Musik nicht so einfach zuordnen kann. Doch auch wenn der niederländische Gitarrist mit seinem Trio und dem 8-köpfigen niederländischen Kammerchor beim prestigeträchtigen "North Sea Jazz" Festival in Rotterdam anno 2012 einen beeindruckenden Auftritt ablieferte, so handelt es sich hier doch um einen faszinierenden musikalischen Grenzgang zwischen moderner Klassik, vertretbarer Avantgarde und zeitgemäßer, sinfonischer Rockmusik, die nur in sehr moderaten Dosen irgendetwas von typischen Jazzansätzen in sich vereint. Es sind vor allem die klassischen Singstimmen, die fast in magmaesker, lautmalerisch tonal-vokaler Eleganz die Musik bestimmen. Unterspült von sachter Rhythmik und sanfter Melodik, die jedoch auch mal in sinfonischen, anspruchsvollen Rock ausbricht. Das hat alles eine sehr düstere, sakrale, fast schon bedrohliche Stimmung, die zudem auch noch nordisch unterkühlt wirkt. Hier ist genaues Zuhören und Einlassen gefordert, dennoch gehören auch schwebende-elegante Momente zu den eingestreuten Zutaten, während der Großteil des Materials sehr bedeutungsschwer und tiefsinnig angelegt ist. Die gelegentlichen, verspielten Gitarrenfiguren klingen stark nach 70er Jahre Progressive Rock aus skandinavischen Gefilden, während die Musik irgendetwas mystisch Eigenartiges, aber ebenso gewollte Distanz ausstrahlt. Wer Spaß am Entdecken neuer Klangeindrucke hat, auch mal den Blick über den eigenen Tellerrand wagt, wird auf diesem Album sicherlich einiges an interessanten, faszinierenden Momenten entdecken. Ein Album ohne jegliche Genregrenzen, aber dennoch mit sehr viel Gehalt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013