CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Stick Men - Deep
(54:15, Unsung / Galileo, 2013)
Die Stick Men sind auf ihrem aktuellen Album wieder tief im Sound der späten King Crimson verhaftet. Für die einen ist das Ear Candy, von dem man nie genug bekommen kann. Für die anderen ein Grund, sich Ohrlider zu wünschen. Obwohl der Frickelfaktor auf Deep naturgemäß äußerst hoch ausfällt - es geht hier schließlich um Tony Levin (stick), Pat Mastelotto (drms) und Markus Reuter (touch guit)! -, haben die neun überwiegend instrumental vorgetragenen Stücke auch kompositorisch Bestand und bieten reichlich Abwechslung. Der rockige Opener "Nude ascending staircase" beispielsweise erhält seinen Charakter durch heftiges Slapping und die Belew- bzw. Fripp-artigen Gitarrenflächen. "On / Off" hingegen besticht mit der quasi mathematischen Konsequenz der sich nur minimal veränderten, stets wiederholten Strukturen. Auf "Hide the tree" gelingt Meister Reuter das Kunststück, die Touch Guitar wie ein Mellotron schwebklingen zu lassen. An Tonys tiefem Sprechgesang auf "Crack the sky" werden sich die Geister trennen, der Rezensent ist nicht wirklich davon überzeugt. Die 'Ballade' "Sepia" wirkt recht lang, der zwischen Cellos und Buckelwalen lautmalende "Whale watch" ist es mit über zehn Minuten tatsächlich. "Deep" fordert durch Virtuosität und rhythmische Vertracktheit den Hörer heraus. Es ist dennoch die bislang beste Leistung dieser authentischen King Crimson-Erbwalter.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2013