CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Setna - Guérison
(56:55, Soleil Zeuhl, 2013)
Natürlich könnte leicht der Eindruck entstehen, dass Bands aus dem Zeuhl Genre immer gerne abgefeiert werden, ihre Alben einfach eine höhere Beachtung erfahren, als Bands aus anderen Genres. Doch ganz objektiv betrachtet, ist die Qualität bei dieser Stilistik einfach höher, findet man hier wirklich nur äußerst selten musikalische Komplettausfälle. Das mag am eigenen Anspruch der Bands liegen, die meist jazzig bzw. klassisch beeinflusst sind oder dass man schlichtweg einfach sein Handwerkszeug verstehen muss, wenn man sich in diesem Nischenbereich überzeugend präsentieren und behaupten will. So ist auch "Guérison" eine deutliche Verbeugung vor der Hinterlassenschaft von Magma (als Gastmusiker ist hier u.a. deren ehemaliger Keyboarder Benoît Widemann zu hören), fühlt sich bei Setna die Verschmelzung aus flirrend-luftigem Jazz Rock, lautmalerischem Gesang und meditativer, moderner Musik mit repetitiver Intensität von der ersten Note richtig und gekonnt an. Zwar hat man zuweilen den Eindruck, in einer Zeitschleife der 70er gefangen zu sein, doch spielen die Franzosen ihre Musik mit solcher Leidenschaft und Überzeugung, dass man als Hörer geradezu in den Malstrom der Noten hineingezogen wird. Die siebzehn sorgfältig ineinander verwobenen Einzelstücke haben genau jene Leichtigkeit, lebensbejahende Fröhlichkeit, die man beim großen Vorbild erst auf deren letztem Album "Félicité Thösz" in dieser dominanten Art gefunden hat. Trotzdem finden sich auf "Guérison" genauso nachdenkliche, introvertierte Momente, baut man die Dynamik und Spannung zuweilen sehr gekonnt auf, ist alles aber dennoch eine Spur getragener, fließender, ohne jegliche harsche Kantigkeit. Vielleicht ist es genau jene weniger offensive Zeuhl Spielart, die diesem jazzigen Album die nötige Würde und Intensität verleiht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013