CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Spaceship Landing - Spaceship Landing
(79:26, World In Sound, 2012)

Die ersten Dröhnakkorde setzen ein und schon weiß man ziemlich genau, was für ein Album man hier vorgesetzt bekommt. Es kreischen die Saiten, die Elektronen zirpen hin und wieder dazu, und wer dazu noch seine Aufmerksamkeit auf den allsagenden Bandnamen Spaceship Landing lenkt, der weiß spätestens jetzt, was die Musik geschlagen hat. Dass jedoch die Qualität stimmt und man gleichfalls in der Szene angekommen ist, beweist die Tatsache, dass die Band nach ihrem 2006er Debüt gleich auf den wichtigsten Psychedelic-Heavy-Doom-Jam Festivals wie dem holländischen "Roadburn" bzw. "Stoned from the Underground" auftreten durfte. Mit einer stellenweise rotzigen Punkattitüde bzw. dreckigem Garagenflair versehen, wird hier sehr einem druckvollen, saitenlastig-überdrehten Sound gehuldigt. Das atmet spontanes, überaus vitales Liveflair, wirkt nicht bis ins letzte Detail komplett ausgearbeitet. Mit Wah-Wah, Fuzz und weitere Effekten geben sich Spaceship Landing spielfreudig, bisweilen kindlich überdreht, können aber auch über mehrere Minuten ihre Instrumente eindringlich und durchaus unterhaltsam miteinander sprechen lassen. Zwar setzt das Quintett vor allem auf jammige Gitarrenvollbedienung, doch gelegentlich setzt man ebenso Saxophon und vor allem schweinige Orgelakkorde in Szene. Das schwankt damit inhaltlich zwischen staubtrockener Wüstenenergie und ausgiebigen, die Sinne entführenden Improvisationen. Auf den Punkt gebracht, gibt's hier über 79 Minuten lebendige Vergangenheitsverbeugung. Einmal mehr der Beweis, wie es richtig und überzeugend gelingt, mit Gestrigem keinesfalls altbacken und muffig zu wirken.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2012