CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Southern Cross - From tragedy
(48:21, Privatpressung, 2012)
Es geht auch mit weniger Aggressivität. Selbst wenn sich die aus Quebec kommenden Southern Cross unter dem Banner vom Progressive Metal sehen, so wirken sie doch weit weniger heavy, mehr melodietrunken und im Endeffekt leicht zurückhaltend, als man dies bei diesem Genre offensichtlich erwartet. Vielleicht liegt es auch daran, dass die 2001 gegründete Band, nicht nur aufgrund der eigenen Erfahrungen, sondern auch gestählt durch diverse Umbesetzungen mittlerweile ihren eigenen Stil gefunden hat. Sicherlich halfen auch die gemischten, nicht nur positiven Kritiken ihrer ersten beiden Alben, die eigenen Stärken mehr in den Vordergrund zu stellen und vor allem auf progressive Wurzeln zu setzen. "From tragedy" wirkt somit keineswegs zu überladen, setzt keineswegs auf plakative Effekthascherei aus dem progressiven Stahlbad. Dafür werden die eher prägenden Elemente wie melodischer Überhang, balladenhafter Charakter und gelegentlicher Keyboardbombast immer ausgewogen eingesetzt. Gerade aus dem Spannungsbogen von fragilen Tonfolgen und wohldurchdachter Härte entsteht etwas harmonisches Ganzes, dem hin und wieder ein paar Augenblicke röchelndes Gegrunze oder auch ein paar Takte Geknüppel hinzugemischt werden. Jedoch sind die Kanadier eindeutig im traditionellen progressiven Terrain zu Hause, nutzen die gelegentlichen Emotionsausbrüche nur für innere Brüche, als punktuelle Anreicherung des eigenen Repertoires. Southern Cross gehen zwar somit nicht als typische Prog Metal Band durch, denn dafür nehmen sie sich recht oft doch wohltuend zurück. Doch gerade mit diesem eigenen Weg haben sie die richtige, zur Band passende Richtung eingeschlagen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012