CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Skånska Mord - Paths to Charon
(44:40, Small Stone, 2012)

Freunde der Spiritual Beggars und hier besonders des unerreichten "Ad Astra"-Albums sollten für diese Band vielleicht keinen Mord, aber doch sicher einen Hörtest riskieren. Wie die Labelkollegen Dwellers oder Infernal Overdrive ist auch bei dieser schwedischen Formation die Liebe zu den Großen der Seventies unüberhörbar. Charon ist entweder der greise Fährmann, der die alten Griechen über den Totenfluss expedierte, oder auch ein Pluto-Mond. Im Kontext dieser Band und ihres Zweitlings bedeuten Wege zu Charon eher: Hin zur Erdigkeit von Kyuss, der Heavyness und Spritigkeit von Monster Magnet oder Pothead, zum Wohlklang und Edelgesang von Quill oder Hong Faux bis zur Retro-Authentizität von Astra. Wie viel Spaß eine psychedelische Stoner Combo heute noch mit dem "Take Five"- Motiv haben kann, beweist das Quintett mit dem frech-fröhlichen "Laggasen". Durch die Bluesharp von Sänger Janne Bengtsson steht auf Wunsch sogar ein wenig Blues-Flair zur Verfügung. Für weitere Klangfarbentapetenwechsel in den hin und wieder leider etwas überlang wirkenden Songs sorgen die Gäste Martin Ekelund (key, cello) sowie Sängerin Ann-Sofie Hoyles (Spiders) auf "Addicts"). Beispielsweise "Lord of space and time" wäre um ein Drittel gekürzt vermutlich nochmal so gut. These: Mit etwas strafferen Arrangements und Per Wilberg an den Tasten ginge diese tolle Band nicht zu Charon, sondern endgültig durch die Decke.

Klaus Reckert



© Progressive Newsletter 2012