CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Pepe Maina - Il santo dell'arca e del crauto
(62:06, Nonsense Studio, 2011)

Pepe Maina - ein Name, der mir bis vor kurzem nur dahingehend geläufig war, dass ich ein Plattencover in Erinnerung hatte, das einen Zähne putzenden Mann zeigt. Ich erinnere mich dunkel, dass ich zu meiner Sturm- und Drangzeit in Amsterdam mal diese Platte in der Hand hatte, das Cover mir aber eher keinen Prog suggerierte und ich es von daher wieder weggelegt hatte. Das war Mainas Erstlingswerk. Und jetzt liegt die Neu-Veröffentlichung vor - und ich habe sie zur Besprechung auf dem Tisch. Falsch gedacht. Ich bin ja leicht zu verwirren, und der Künstler scheint es ja auch darauf angelegt zu haben. Die Scheibe aus dem Jahre 1978 (die übrigens tatsächlich 2011 bei BTF wieder aufgelegt wurde) heißt "Il canto dell'arpa e del flauto". Da soll man nicht durcheinander geraten - lustig, dieser Italiener. Inwieweit musikalische Ähnlichkeiten zum Debüt bestehen, kann ich mangels Kenntnis (siehe oben) nicht sagen. Aber schon damals hatte er fast ausnahmslos alles selbst eingespielt. So auch jetzt. Er bedient elektrische und akustische Gitarren, Mandoline, Zither, Autoharp, Keyboards, NanXiao (was immer das auch sein mag), SWARMANDAL (was immer das auch sein mag, Teil 2), BulBul Tarang (was immer das auch sein mag, Teil 3) etc. Und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen. Diese Scheibe hat was! Sie strahlt eine unglaubliche Relaxtheit aus, und das nicht in einer seichten New Age Synthi-Form, sondern in einer beeindruckenden Ansammlung instrumentaler Nummern voller Atmosphäre, die durchaus einen hohen Anteil akustischer Instrumente aufweisen. Mal spielen akustische Gitarren die Hauptrolle, dann Flöten, eher selten auch mal Keyboards. Es kommt bisweilen gar ein wenig Anthony Phillips oder "Trespass"-Stimmung auf. Das Ganze ist für mich nie langweilig und durchaus abwechslungsreich gehalten. Sehr, sehr schön. Es gibt sogar einige vertrackte Spielereien, die aber so geschickt in Szene gesetzt wurden, dass der Grundgesamteindruck des Zurückgenommenen, Relaxten nicht zerstört wird. Natürlich musste angesichts der Faszination, die dieses Album auf mich ausübte, ein Blick auf die Homepage (www.pepemaina.com) geworfen werden - und Schreck lass nach, der Mann hat ja schon satte 28 (in Worten: achtundzwanzig!) Soloalben herausgebracht. Die werden doch nicht etwa alle so gut sein?! Ich fürchte, ich muss da mal weitere Nachforschungen anstellen.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2012