CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Karfagen - Lost symphony
(64:02, Caerllysi Music, 2011)
Karfagen ist die Band des ukrainischen Keyboarders Antony Kalugin. Der Mann ist ausgesprochen aktiv, hat neben diversen Soloalben noch ein Projekt namens Sunchild am Start. Aber ich behaupte mal, Karfagen steht in seiner Prioritätenliste an erster Stelle. Und entsprechend sorgfältig und gut ausgearbeitet ist die Musik, die auf dem aktuellen, bereits vierten Karfagen Album zu hören ist. Ihrem aus meiner Sicht bislang besten Album, wie ich nach einigen Hördurchläufen erfreut feststellen kann. Ich fand Karfagen eigentlich schon immer absolut anhörbar, für meine Begriffe haben sie sich von Album zu Album steigern können. Die Tasten sind zwar fast allgegenwärtig, aber trotzdem nicht über die Maßen präsent. Denn Kalugin weiß die Mitmusiker immer sehr gut einzubeziehen und diese nutzen den gewährten Freiraum auch trefflich aus, sich geschickt in Szene zu setzen. So spielt Alexandr Pavlov beispielsweise eine sehr feine Gitarre, zwischen elegisch, rockig und jazzig pendelnd, immer sehr gut auf den Punkt gebracht. Ein weiteres Charakteristikum der Ukrainer: der nicht seltene Einsatz von Bläsern, speziell Oboe und Fagott. Diese Arrangements geben der wunderbaren Symphonik-Musik noch mal eine Extra-Prise Charme. Hinzu kommen gelegentliche Streichereinsätze und Tastenarrangements, wie sie auch gut zu einem Flower Kings Album passen könnten. Man höre sich beispielsweise mal die Kirchenorgel auf dem leider recht kurzen Titel "Orgaria (scene 2)" an - das klingt schwer nach Tomas Bodin. Und gleich darauf folgt mit dem Longtrack "Journey through the looking glass" ein eindeutiges Instrumental-Highlight dieses tollen Albums, in dem mustergültig aufgezeigt wird, was die Ukrainer offenbar unter gelungenem Symphonic-Prog verstehen. Und das deckt sich eindeutig mit meinen Vorstellungen. Kalugin und seinen Mitstreitern ist zweifellos eine exzellente, sehr abwechslungsreiche Symphonic Rock Scheibe gelungen, die Appetit auf mehr macht und es verdient, in entsprechenden Fan-Kreisen hohen Zuspruch zu erfahren!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012