CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Headspace - I am anonymous
(73:39, InsideOut, 2012)
Es scheint so, als ob Damian Wilson bei Threshold nicht ganz ausgelastet ist, was man anhand der Tatsache, dass seit seiner Rückkehr zu den englischen Prog-Metal-Göttern 2007 immer noch kein neues Material erschienen ist, sehr gut nachvollziehen kann. Jedenfalls hat er in Keyboarder Adam Wakeman, dem Sohn des Tasten-Wizards Rick Wakeman (Yes), einen geeigneten Mitstreiter gefunden, der seine musikalische Passionen und Vorlieben teilt, die nach eigenen Aussagen - wen wundert's - vorwiegend im Prog-Rock- und Prog-Metal-Bereich bei Bands wie Yes, Genesis oder auch Dream Theater liegen. Schnell noch 3 weitere Musiker um sich geschart, und schon konnte es mit Proben und Songwriting losgehen. Herausgekommen ist das Debüt-Album "I am anonymous" mit 8 Songs in fast schon sensationellen 74 Minuten, die eigentlich kaum Wünsche offen lassen. Es mangelt weder an guten Songs (von denen sich einige um oder auch über der 10-Minuten-Marke bewegen), guten Melodien, abwechslungsreichen Ideen noch am gewohnt-charismatischen Gesang von Damian in allen Facetten. Am besten stellt man sich eine Mischung aus o.g. Einflüssen vor, vielleicht noch vermischt mit etwas "straighterem" Material à la Threshold oder Shadow Gallery. Jedenfalls hat man lange zu tun mit diesem Werk, für das man sich natürlich schon Zeit nehmen muss (schon aufgrund der Länge). Testet mal das 15-minütige "Daddy fucking loves you an" - der Song enthält eigentlich alles, was Headspace ausmacht. Insgesamt ist aber die Überlänge von diesem Silberling auch etwas das Problem: nicht alles wirkt hundertprozentig ausgereift, man wünscht sich manchmal, dass Headspace schneller auf den Punkt kämen, denn im Verlauf von 75 Minuten ist es natürlich schwer, die Spannung aufrechtzuerhalten. Vielleicht hätten etwas komprimierte 60 Minuten Material auch gereicht. Nichtsdestotrotz: ich würde den Erstling von Headspace zwar keineswegs als Genre-Klassiker o.ä. betiteln, aber ein solides Einstiegswerk einer Band, die sich zwar noch richtig zusammenfinden muss, aber bestimmt noch großes leisten kann und wird, ist es allemal.
Joachim Müller
© Progressive Newsletter 2012