CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Fuchs - Leaving home
(74:59, Tempus Fugit, 2012)

Hans-Jürgen (Hansi) Fuchs machte sich vor allem in den 90er Jahren eine Namen, als er als Musiker und Produzent bei diversen Produktionen des WMMS-Labels, aber auch bei der Formation "Männer" mitwirkte. Von seinen Aktivitäten hinter den Reglern sind vor allem die Veröffentlichungen mit seiner Frau Ines Fuchs in Erinnerung geblieben, die unter dem Projektnamen "Ines" u.a. mit Anyone's Daughter Sänger Harald Bareth und Musikern von Asgard einige wunderbare sinfonische Scheiben wie z.B. "Hunting the fox" (1994) oder "Eastern dawning" (1996) veröffentlichte. Aber auch als Autor, Komponist und Dramaturg für einige Schülermusicals hat sich der umtriebige Künstler in den letzten Jahren einen Namen gemacht. "Leaving home" ist nun das erste Soloalbum von Hansi Fuchs, welches sich inhaltlich mit der Geschichte einer deutschen Familie zwischen 1920 bis 1945 beschäftigt. Es handelt sich dabei um die Geschichte der Fuchs Familie väterlicherseits, die aus Erzählungen der Großmutter und persönlichen Eindrücken zu einem persönlichen Werk zusammengefügt wurden. Musikalisch steht das Material eindeutig in der Tradition des sinfonischen Rocks der 70er. Da fehlt es nicht an ausladenden, fast schon floydigen Passagen, an schwebenden, wohlklingenden, aber auch nachdenklichen Momenten, sowie genügend Raum für das wohl durchdachte Ausschmücken der Stimmungen. Gleichzeitig fußt das Material auf einem soliden Rockfundament, eben nur etwas verschnörkelter und vielschichtiger als bei sonstiger Mainstream Kost. Selbst wenn sich einige düstere Momente im Songmaterial finden, so ist die Grundstimmung doch eher hoffnungsvoll und positiv, trotzdem ist "Leaving home" ein Werk mit vielen nachdenklichen und traurigen Momenten. Die ineinander verwobenen Stücken funktionieren vor allem als Ganzes, verfügen jedoch gleichzeitig über genügend Eigenständigkeit, so dass sich gerade die längeren Stücke wie z.B. das über siebenminütige "Symphony in disguise" oder auch der das Album abschließende Titelsong aus dem Gesamtkontext herausheben. "Leaving home" ist ein Album zum tiefer Abtauchen, man muss sich auf die Musik einlassen und eben genau zuhören, um die Nuancen zu hören und zu erleben.

Kristian Selm



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