CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Former Life - Electric stillness
(44:59, Privatpressung, 2011)

Former Life ist eine vierköpfige Band aus Italien, die auf ihrem Debütalbum nach allem Möglichem klingen, aber ganz bestimmt nicht nach einer typischen Italo-Prog Band. Das liegt natürlich in erster Linie am englischsprachigen Gesang, der nicht mit dem für manche klassischen italienischen Progbands typischen Pathos daherkommt, sondern auf den ersten Blick beinahe unauffällig klingt. Doch spätestens nach einigen Durchläufen kommt der Gesang sehr angenehm zur Geltung, da er mit dem musikalischen Gesamtgebilde hervorragend harmonisiert. Es ist gar nicht einfach, diese Band in bestimmte Schubladen zu stecken, und so fällt es mir auch sehr schwer, passende Vergleiche zu ziehen. In die insgesamt sieben Kompositionen gelangen nicht nur symphonische und auch teils klassische Elemente, sondern ebenso Fusion-Parts oder aber auch moderner Rock, vielleicht sogar eine Prise in Richtung Riverside und Konsorten. Auch meine ich einen ganz leichten Floyd-Touch herauszuhören, speziell bei der feinen Gitarrenarbeit von Matteo Ballarin. Dieser hatte im Jahre 2008 zusammen mit Keyboarder Andrea de Nardi die Band gegründet. De Nardi streut einige blitzsaubere Soli am Klavier ein, weiß aber auch mit Synthesizern Akzente zu setzen. Das klingt nie wirklich schräg, nie überladen, auch nie wirklich hart, ist aber andererseits auch an keiner Stelle Mainstream-Prog. Die Melodien kristallisieren sich erst im Laufe der Zeit richtig heraus. Man durchläuft unterschiedliche Stimmungen, das ist alles prima abgestimmt und ergibt ein absolut überzeugendes Gesamtwerk mit facettenreichen Kompositionen und von zweifellos hoher handwerklicher Qualität. Bemerkenswertes Debüt! Von den Italienern erwarte ich für die Zukunft noch so Einiges.

Jürgen Meurer



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