CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Ben Craven - Great & terrible potions
(55:17, Desert Comb Music, 2011)

Hält man das Digipack dieser aktuellen Veröffentlichung des australischen Musikers Ben Craven in der Hand, gibt es zwangsläufig erst einmal ein rein optisches Aha-Erlebnis. Dieses Cover kann ja wohl nur von Roger Dean sein, oder? Richtig, das an die Cover zu Anderson-Bruford-Wakeman-Howe Zeiten erinnernde Werk ist natürlich tatsächlich aus der Feder Deans. Und irgendwie erwartet man jetzt auch, dass etwas Yes-Ähnliches aus den Boxen steigt. Aber damit liegt man falsch. Na ja, nicht komplett falsch, aber zumindest kann ich nicht sagen, dass ich jedem, der sich als Yes-Fan bezeichnet, dieses Album uneingeschränkt empfehlen kann. Das wäre allerdings auch ein wenig unfair, denn hier sind nicht 5 Virtuosen mit unzähligen Jahren Prog-Erfahrung am Werk, sondern es handelt sich um ein Soloprojekt im wahrsten Sinne des Wortes, denn Craven spielt hier alles im Alleingang ein. Und das nötigt schon mal Respekt ab. Es handelt sich um symphonischen Melodic Rock mit leichtem Tastenüberhang, bei dem aber auch mal die Gitarre kurzzeitig das Sagen haben darf. Gerade dann klingt es bisweilen ein wenig Floydig, während die bombastischen Tastenparts mich gelegentlich an Asia erinnern. Der nicht unerhebliche Anteil an Gesangsparts fügt sich nahtlos ins melodiöse Gesamtbild ein, zumal die Stimme Cravens zwar nicht spektakulär, aber doch akzeptabel erscheint. Am Ende des Albums kommt mir dann die Melodieführung bekannt vor, bis ich irgendwann merke, dass Craven drei Songs des Albums noch mal als gekürzte Single-Versionen ans Ende gepackt hat. Diese insgesamt ordentliche Mischung aus Neo Prog Elementen, klassischem Prog und Melodic Rock sollte bei Fans dieser Ausrichtung durchaus Anklang finden können. Insgesamt geht es also eher in Richtung "great" als in Richtung "terrible".

Jürgen Meurer



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