CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Centric Jones - The antikythera method
(69:36, Progrock Records, 2012)

Es wird immer gefährlich, wenn ein Stil langsam aber schleichend zur Selbstkarikatur verkommt. Auch beim Retro Prog ist der Grat zwischen "gut / böse" ziemlich schmal. Wie einiges ganz knapp schief laufen kann, dies präsentieren Centric Jones völlig ungewollt auf ihrem Debüt "The antikythera method". Das amerikanische Duo um die beiden Multi-Instrumentalisten Chris Fournier und Tobe London, die von Sängerin Laurie Larson unterstützt werden, setzt auf viel Atmosphäre, analoge Sounds und ausgiebige Kompositionen, die aber dennoch niemals zu überladen wirken und mit Songlängen von maximal 7 Minuten auskommen. So weit, so gut. Die ersten Makel fangen dann beim etwas drucklosen, mitunter zu verschwommenen Sound an. Schwamm drüber, Studiozeit ist eben teuer, zu Hause geht's billiger. Doch schmerzhafter ist dann der säuselnde Gesangsstil der Gastsängerin. Das wirkt immer irgendwie knapp an der Musik vorbei und eher die Musik herunterziehend, denn unterstützend bzw. ergänzend. Die beiden Instrumentalisten verrichten ihre Arbeit recht ansprechend und mitunter blitzen richtig gute Momente auf, die aber leider viel zu schnell ihr Ende finden. Gerade die kompositorischen Brüche erzeugen nicht immer die gewünschte Komplexität, sondern einige Wechsel wirken eigentlich mehr störend, denn die Dramaturgie steigernd. Doch zeigen einige Instrumentaltracks mit fast schon spacigen, improvisativen Ansätzen auf, dass Centric Jones auf dieser Ebene auf einmal perfekt funktionieren. Kurz und gut: dieses Album war vom Ansatz her gut gemeint, es ist mitunter erkennbar, wohin die Richtung eigentlich gehen sollte, doch bei der Umsetzung fehlt es noch am entscheidenden Feinschliff.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2012