CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Carpathia Project - II
(45:47, Privatpressung, 2011)
Das ungarische Instrumentalprojekt um Gitarrist Zsolt Daczi und Violinist / Gitarrist Tamás Angyán veröffentlicht 12 Jahre nach ihrem Debüt im Jahre 2011 ihr zweites Werk. Überschattet wurden die langjährigen Aufnahmen durch eine Krebserkrankung von Zsolt Daczi, der seiner Erkrankung leider im Jahre 2007 erlag. Zwei Aufnahmen konnten mit ihm nicht beendet werden, die dann unter Mitwirkung von Gitarrist Tamaz Mohai im Laufe des Jahres 2008 beendet wurden. Da sich anschließend kein Vertrieb fand, entschloss sich Tamás Angyán im Jahre 2011, die CD in eigener Kraft der Musikwelt anzupreisen. Mal wieder wie so oft unverständlich, da auch auf dieser Scheibe anspruchsvolle, abwechslungsreiche und somit unterhaltsame genreübergreifende Progmusik geboten wird. Neben den schon genannten drei Musikern hört man noch vier weitere Mitstreiter, die gekonnt Bassgitarre, Schlagzeug und Flöte bedienen. Drei von ihnen waren auch schon auf der Debütscheibe dabei. Insofern ist das scharfe, würzige musikalische Gulasch ihres Erstlings auch hier wieder anzutreffen, wobei Keyboards seltener zu hören sind. Nichtsdestotrotz stellt dies keinen Mangel im Vergleich zur Debütscheibe dar, da Carpathia Project weiterhin die Stimmungen geschickt verändern und eine breit gefächerte Palette der Musikstile flüssig miteinander verweben. Da rockt und fetzt es manchmal in bester Deep Purple oder Dixie Dregs Tradition, dann wird anspruchsvoller Jazzrock intoniert, der zwischen dem frühen Mahavishnu Orchestra und den japanischen KBB wandelt, um anschließend auf progressiv-temperamentvollen Wellen wie bei Special Providence zu schwimmen. Folkige Klänge und Ethnogrooves werden ebenfalls geboten, wobei das packende Violinenspiel in Kombination mit den Flötenklängen und akustischen Gitarrentönen dann hierbei die Grundlage bildet. Vor allem Fans der gekonnten und gefühlvollen Violinenbehandlung und eines flinken und zuweilen rockigen Gitarrenspiels ist diese Veröffentlichung wärmstens ans Herz zu legen. Außerdem ist die Kompositionsgüte der neun Tracks nun wahrlich nicht von trivialer Natur.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2012