CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Astra - The black chord
(47:13, Rise Above, 2012)
Mit ihrem Erstlingswerk "The weirding" handelten sich Astra überaus zwiespältige Meinungen ein. Mit einem in allen Details konsequent rückwärts gerichteten Sound und einer nur auf Gestern fokussierten Ausrichtung erzeugen sie entweder totale Begeisterung oder komplette Ablehnung. Mit "The black chord" wird es ihnen nicht anders gehen, auch wenn das gewollte oder ungewollte klangliche Manko des Debüts deutlich aufgebessert wurde. Der Gesamtsound ist längst nicht mehr so muffig, dürftig und verstaubt, sondern wurde als einzige Nuance auf zeitgemäßes Niveau gebracht. Ansonsten schwelgen die Amerikaner wiederum im progressiven Fundus der Vergangenheit, von dem man entweder mitgerissen wird oder ihn einfach nur als bemüht retro ohne jegliche Innovation abtut. Gut ausbalancierte Mellotronteppiche wechseln sich ab mit dramatischen, sinfonischen Parts, ausschweifende Soloparts an Gitarre und Orgel bekommen genügend Platz und Raum zur Ausgestaltung, etwas altertümlicher Hard Rock und etwas Space Rock kommen ebenfalls zu seinem Recht. Doch neben epischen Elementen bleibt ebenso Platz für kürzere, songdienliche Stücke, womit das Album insgesamt keineswegs zu überladen, sondern gut austariert wirkt. Astra verzichten auf jegliche Neuerungen, sie geben sich mit dem zufrieden, was vor einigen Jahrzehnten "in" war. "The black chord" ist letztendlich eine stringente Fortführung von "The weirding" auf fast gleichem Niveau, so dass jeder für sich selbst entscheiden sollte, ob er sich auf dieses rein als Hommage anzusehende Album einlassen möchte. Nach rein subjektivem Standpunkt ist dieses Werk für mich wiederum eine gelungene Sache und dem werden sicherlich wieder einige widersprechen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012