CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Yuka & Chronoship - Water reincarnation
(53:31, Musea, 2011)

Mit Exotentipps ist das ja immer so eine Sache. Empfiehlt man nun ein Album mit interessantem Inhalt, wobei man genau weiß, dass an diese Scheibe nur sehr schwer heranzukommen ist? Oder macht es z.B. Sinn, über Alben aus Japan zu schreiben, die jedoch durch den hohen Importpreis nur für echte Enthusiasten erschwinglich erscheinen? Bei Yuka & Chronoship gerät man zum Glück nicht in diese Zwickmühle, denn die Formation aus Nippon hat mit Musea einen europäischen Vertrieb gefunden, so dass man dieses Album für knapp 15 Euro z.B. über den Anbieter jpc beziehen kann. Doch lohnt sich diese Investition? Schlicht und einfach "Ja", sofern man mit der progressiven Variation aus Japan etwas anfangen kann. Was den Kaufentscheid nochmals beeinflussen könnte: hier wird nur recht wenig bis gar nicht gesungen, meist setzt Yuka Funakoshi ihre Stimme lautmalerisch als weiteres Instrument ein. Vom Stil her kann man bei Yuka und ihren drei Mitstreitern einen gewissen Hang zu aktuellem Art Rock mit ganz leichten Nuancen zum Nippon Bombast der 80er und moderaten Jazz-Rock Ansätzen erkennen. Jedoch ist "Water reincarnation" insgesamt treibender, variationsreicher ausgefallen, bekommt man hier keinen Keyboard Overkill oder höhenlastigen Nippon Neo Prog in typischer Weise geboten. Vielmehr sind die 10 Songs eher von modernen Sounds geprägt, geht es auch weit weniger um instrumentale Soloeskapaden, sondern vielmehr bestimmt ein kompakter, ganz leicht exotischer Grundansatz den Kompositionsstil der japanischen Band. Neben den Keyboardklängen ist es vor allem die Gitarre, die sich in den Vordergrund spielt, wobei alles sehr harmonisch wirkt, ohne in nichtige Beliebigkeiten abzufallen. Trotzdem kommt gelegentlich eine gehörige Schippe Härte und Dramatik hinzu, so dass die Songs abwechslungsreich, modern (in erster Linie geprägt durch elektronische Rhythmik mit Loops und Samples) und vielschichtig ausgestaltet einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Wie gesagt: man muss ein gewisses Faible für den etwas anderen Ansatz aus Fernost mitbringen, auch wenn Yuka & Chronoship ihre Exotik wohl dosiert einsetzen. Prima Album!

Kristian Selm



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