CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Vibravoid - Gravity zero
(58:52, Sulatron Records, 2012)

Auch nach mehr als 30 Veröffentlichungen sind Vibravoid immer noch in einer virtuellen Zeitschleife irgendwo in den späten 60ern gefangen. Mittlerweile zelebrieren sie so überzeugend den Zeitgeist-typischen Psychedelic Sound der sphärischen Vergangenheit, dass man sich immer wieder verwundert den Staub und die Patina aus den Ohren reibt, wie man mit solcher Leidenschaft mehrere Jahrzehnte Musikentwicklung problemlos rückwärtsgerichtet überspringen kann. Bereits mit dem über 13-minütigen Opener / Titelsong setzt man in einer Art improvisativen Songmonster jegliche psychedelischen Farbkombinationen munter in Bewegung. Es dröhnt herrlich verzerrt, sowie elektronisch mächtig wabernd in einem fort, als ob es einfach kein Morgen mehr gibt. Nicht von ungefähr wurde der Düsseldorfer Formation der Titel "Europas Nummer 1 in Sachen Psychedelic und Acid Rock verliehen!". Anschließend gibt sich die Band zwar wesentlich songorientierter, leugnet aber keineswegs ihre Verbindung z.B. zu den frühen Pink Floyd oder den krautigen Frühwerken von Kraftwerk oder Neu!, weswegen die Hommage "La vie en Düsseldorf" als eindeutige Verbeugung vor den beiden letztgenannten zu sehen ist. Vibravoid fühlen sich deutlich hörbar in ihrem eigenen Mikrokosmos jenseits irgendwelcher musikalischen Halbwertzeiten wohl und wollen sich deshalb auch gar nicht neu erfinden. So lange das immer noch so gut wie auf "Gravity zero" funktioniert, darf dieser scheinbar endlose Trip noch lange weitergehen.

Kristian Selm



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